: Schöner Sparen
■ Wie teuer sind die Studienplätze? Wo könnte effizient gespart werden?
Wenn Berlins Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD) neue Sparmöglichkeiten sucht, dann wartet sie nicht auf wissenschaftliche Gutachten. Da reicht schon die Hypothese, daß Studienplätze in Berlin deutlich teurer sein könnten als in anderen Großstädten. Obwohl die Senatsverwaltung erst Mitte nächsten Jahres geklärt haben wird, ob die Kosten pro Studienplatz über dem Bundesdurchschnitt liegen, hat der Senat schon die nächsten 15.000 Studienplätze auf der Streichliste.
Ausgerechnet das finanzschwache Berlin hat einen Kostenvergleich noch nicht in Auftrag gegeben hat. In anderen Bundesländern ist er längst abgeschlossen. Die Sprecherin des Wissenschaftssenators, Kerstin Schneider, hat dafür keine schlüssige Erklärung: „In der Aufbauphase hätte man zwei unterschiedliche Systeme vergleichen müssen.“
Experten vom Hochschulinformationssystem (HIS) in Hannover, das mit der Berliner Studie beauftragt werden soll, erforschen seit Jahren die Kostendifferenzen von Studienplätzen. Daraus haben die Berliner Hochschulpolitiker bereits die Konsequenz gezogen, verstärkt bei den Medizinern, Naturwissenschaftlern und Ingenieuren zu sparen.
Bisher wurden vor allem die Etats der besonders billigen Geistes- und Sozialwissenschaftler zusammengestrichen. Inzwischen sind selbst die von der Politik bewußt geförderten, von den Studierenden aber eher geschmähten Fachhochschulen kein Tabu mehr.
Hochschulforscher haben aber große Unterschiede zwischen den gleichen Fächern an verschiedenen Unis festgestellt. Allerdings wurden bisher die Kosten pro tatsächlich Studierendem verglichen, nicht pro vorhandenem Studienplatz. Deshalb erwiesen sich vor allem die schlecht ausgelasteten Studiengänge als teuer. In Berlin sind das die Naturwissenschaften und klassische Ingenieursfächer wie Maschinenbau oder Elektrotechnik. Ulrich Schubert, Verwaltungsleiter des TU-Fachbereichs Umwelt und Gesellschaft, plädiert deshalb für den Abschied von veralteten Ingenieursstudiengängen, die bislang zwar üppig alimentiert, bei Studierenden und potentiellen Arbeitgebern aber kaum noch gefragt waren.
Eine offene Frage für die Sparpolitiker ist auch, ob mit einer Berliner „Mega-Uni“ effizient gespart werden könnte. Werden Rechenzentren, Bibliotheken und Labors unterschiedlicher Fachbereiche zusammengelegt, wirkt sich das auf den Etat positiv aus. Erste Schritte auf diesem Weg ist der Senat mit der gemeinsamen Haushaltskommission für die Kliniken gegangen. Der Hochschulforscher Michael Leszczensky glaubt sogar, daß es eine „optimale Betriebsgröße“ für Universitäten gibt: „Leider hat bisher niemand nachweisen können, wie diese optimale Betriebsgröße konkret aussieht.“ Ralph Bollmann
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