: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
12 Monkeys USA 1995, R: Terry Gilliam, D: Bruce Willis, Madeleine Stowe, Brad Pitt
Im Jahr 2035 vegetieren die wenigen Überlebenden in einem ewig dunklen Unterwelt-System und der Häftling James Cole wird mit einer klapprigen Zeitmaschine in die Vergangenheit geschickt, um dort den Ursprung der Apokalypse zu untersuchen. Gilliam schlägt hier so viele irrsinnige Haken, daß man bis zur letzten Szene nie genau weiß, was man da eigentlich ansieht: einen Fiebertraum, ein Menetekel oder einen futuristischen Thriller? (hip) Schauburg, UT-Kino, Wall- und Ziegelhof-Kinos (OL)
A
Auge um Auge USA 1995, R: John Schlesinger, D: Sally Field, Kiefer Sutherland, Ed Harris
„Übers Autotelefon muß Karen McCann den Mord an ihrer Tochter mitanhören. Als der eindeutig überführte Täter wegen eines Verfahrensfehlers auf freien Fuß gesetzt wird und eine weiter Frau umbringt, sinnt Karen nur noch auf Rache. Schlesingers „Eine Frau sieht rot“-Variante leidet nicht nur unter dem Look eines TV-Movies, sondern auch darunter, daß sie offen Selbstjustiz propagiert - nur um es schließlich an der nötigen Konsequenz mangeln zu lassen, die den Zuschauer zwänge, eindeutig Stellung zu beziehen.“ (tip) UFA-Stern
B
Biester Frankreich 1995, R: Claude Chabrol, D: Isabelle Huppert, Sandrine Bonaire
„In einer Männerwelt wie der unseren sind die Frauen Opfer. Eine Frau an sich ist schon ein Filmthema“ sagt Chabrol, und neben der Verkörperung der beiden Frauen durch Isabelle Huppert und Sandrine Bonnaire ist es sicher dieser Überzeugung zu verdanken, daß Altmeister Chabrol mit diesem Film überzeugt.“ (Judith Lewis) Gondel
Braveheart USA 1995, R: Mel Gibson, D: Mel Gibson, Sophie Marceau
„Gibsons brillante Idee ist es, die epischen Qualitäten des Stoffes voll auszuspielen (tragische Romanze, übermenschlicher Heldenmut, verschwenderische Aufnahmen und Tausende von Statisten) und all dem einen schwungvollen, zeitgenössischen Kick zu geben. So ist „Braveheart“ auch ein explosiver Actionfilm. Man sollte ihn gar nicht erst mit dem farblosen „Rob Roy“ vergleichen, sondern mit „Stirb Langsam“. (New York Times) Ufa-Stern
C
Charlie & Louise Deutschland 1993, R: Joseph Vilsmaier, D: Fritzi und Florianne Eichhorn
Neuverfilmung des Erich Kästner-Romans „Das doppelte Lottchen“. „Weil Vilsmaier, wie Kästner, die beiden Kinder in den Mittelpunkt des Films stellt und keinen travestierenden Vater, ist der Film nicht nur schöner, sondern auch ehrlicher als „Mrs. Doubtfire“. Ob der Zuschauer sie nun teilen mag oder nicht – Vilsmaier kann Gefühle filmen.“ (tip) Gondel
Charlie - alle Hunde kommen in den Himmel England/Irland 1989, R: Don Bluth
„Düsterer Zeichentrickfilm um Kriminalität, Bandenkriege und eine Welt voller Ausbeutung; der detailverliebte Film erzählt eine spannenden und witzige Geschichte und wartet mit erfrischenden Kabinettstückchen auf. Für kleine Kinder ist er zu erschreckend, größere und ein erwachenes Publikum werden aber ihr Vergnügen haben.“ (Lexikon des internationalen Kinos) Atlantis
Chungking Express Hongkong 1994, R: Wong Kar-Wai, D: Brigitte Lin Chjing, Tony Leung, Faye Wang
„Wong Kar-Wais Film erzählt zwei nur lose miteinander verknüpfte Geschichten - beide über liebeskranke Polizisten, die sich mit Frauen einlassen, die nicht gut für sie sind. So waren früher einmal die Filme von Godard: schnell, aus der Hand gefilmt, witzig und sehr, sehr hip. In diesem Jahr der schönste Besuch im Heartbreak Hotel.“ (Time Out) Atlantis
City Hall USA 1995, R: Harold Becker, D: Al Pacino, John Cusack, Bridget Fonda
„Ein Mord auf offener Straße ist der Ausgangspunkt für diesen faszinierenden Film über das politische Alltagsgeschäft in der brodelnden Metropole New York. Wenn Al Pacino, der den Bürgermeister spielt, tatsächlich kandidieren würde - er würde gewählt. Regisseur Becker schildert das Politbusineß authentisch. Man glaubt den Schauspielern und man glaubt jeden Satz, den sie sprechen. Auch das illusiorische Ende kann diesem Film nichts von seiner Wirkung nehmen.“ (TV-Spielfilm) UFA-Stern
Complaints of a Dutiful Daughter USA 1994, R: Deborah Hoffmann / Originalfasung mit Untertiteln
„Deborah Hoffmanns Mutter Doris leidet an Alzheimer. Ihre Dokumentation ist ein unspektakulärer, auf Video gedrehter Film, in dem alte Fotos und Familienfilme Doris' jetzigen Zustand kommentieren. Was ihn so einzigartig macht, ist der Mut der Regisseurin, das Groteske im Alltag einer Alzheimerkranken nicht zur Tragödie zu stilisieren: Macht es wirklich einen Unterschied, wenn ihre Mutter im Mai denkt, es sei April?“ (Annette Kilzer) Kino 46
Confessional Kanada/Großbritannien/Frankreich 1994, R: Robert Lepage, D: Lothaire Bluteau, Patrick Goyette
„Mit unglaublichem Formbewußtsein verknüpft Lepage eine fünf Jahrzehnte zurückliegende Familiengeschichte um ein Beichtgeheimis, die Identitätssuche zweir Brüder im heutigen Quebec und Motive aus Alfred Hitchcocks „I Confess“. Durch ein ausgefeiltes Spiel der Motive springt er vom stickigen Katholizismus der 50er Jahre mit seinen Messen und Beichtstühlen in die Schwulensaunen und Stripteaselokale der modernen Großstadt. Schwerelos surft der kanadische Regisseur über Zeiten und Symbole, überwindet ein halbes Jahrhundert mit einer einzigen Kamerafahrt.“ (tip) Cinema
D
Dead Man Walking USA 1995, R: Tim Robbins, D: Susan Saradon, Sean Penn
Über weite Passagen wirkt der Film wie ein intimes Zweipersonenstück, in dem Sarandon und Penn ihre Rollen so tief ausloten, daß dabei viel mehr spürbar wird als nur der so gerne und oft bemühte Antagonismus zwischen der Heiligen und dem Monster. Auch hier verweigert uns Robbins die einfachen Antworten. (hip) Schauburg, UT-Kino und Casablanca (OL) und Apollo (WHV)
Dracula – Tot aber Glücklich USA 1995, R: Mel Brooks, D: Leslie Nielsen, Peter MacNicol
„Brooks hat den immer zu Scherzen aufgelegten Leslie Nielsen engagiert, um einen bezaubernd dummen Dracula zu spielen, und so wird der Film zwangsläufig zu einer untoten Fortsetzung von „Die Nackte Kanone.“ (The New York Times) Ufa-Palast, UT-Kinocenter und Wall-Kino (OL) / UFA-Palast auch in der Originalfassung
Der dritte Frühling USA 1996, R: Howard Deutch, D: Walter Matthau, Jack Lemmon, Sophie Loren
„Der dritte Frühling treibt frische Säfte in die knorzigsten alten Bäume: die Nachbarn Matthau und Lemmon verzehren kregel ihre Rente – bis die üppig dekolletierte Nudelköchin Sophia Loren aufkreuzt und ausgerechnet dort ein Ristorante eröffnet, wo die Fischköppe bislang geruhsam ihre Angelschnüre auswarfen. Die Signora hat die erzürneten Zausel schnell am Haken. Das rabiat verknitterte Erotikon ist der neute gemeinsame Film der Comedy-Kings Matthau und Lemmon.“ (Der Spiegel) Europa, Wall- & Ziegelhof-Kinos (OL)
E
Ein Schweinchen namens Babe USA 1995, R: Chris Noonan, D: James Cromwell, Magda Szubanski
„Das muß man erstmal auf die Beine stellen: Sprechende Tiere in einem Spielfilm, und das als Unterhaltungsstück für alle von 8 bis 80. Chris Noonan setzte diese unverfrorene Viecherei beschwingt und schweinisch gut in Szene.“ (Bremer) Schauburg, UT-Kinocenter
Eins und eins macht vier USA 1995, R: Andy Tennant, D: Deborah Dean Davis, Mary-Kate u. Ashley Olsen, Kirstie Alley
„Weil sie sich zum Verwechseln ähnlich sehen, fassen die Waise Amanda und die Halbwaise Alyssa einen Plan: Für einen Tag tauschen sie die Rollen. Das brav inszenierte Märchen vom doppelten Lottchen erfreut durch die putzigen Zwillinge und die süße Kirstie Alley.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter und City
Etat des Lieux R: Jean-Francois Richet, Patrick Dell'Isola, Frankreich 1994
In den banlieues, den Vorstädten der französischen Metropolen, gärt es schon lange: Ghettoisierung, Arbeitslosigkeit, Fremdenfeindlichkeit, fundamentalistische Tendenzen. „Etat des lieux“, ein halb dokumentarisches, halb fiktives Porträt einiger Banlieusards ist leider alles andere als eine authentische Zustandsbeschreibung geworden. Die Polizisten sind dumm und arrogant, die schon ziemlich erwachsenen Halbtags-Revoluzzer agieren wie gelangweilte Teenager, und umrahmt wird die in düsterem Schwarz-weiß gehaltene Vorstadt-Karikatur von knalligem Rapgesang, gesungen, wie es sich gehört, von wütenden kapuzenbewehrten Schwarzen. (Mu) Schauburg
F
Frühstück bei Tiffany USA 1961, R: Blake Edwards, D: Audrey Hepburn, Mickey Rooney
„Auf einer Ebene eine romantische Komödie mit Audrey Hepburn in ihrer schönsten Rolle und der oscargekrönten Filmmusik von Henry Mancini. Auf einer anderen Ebene aber eine asexuelle Travestie von Truman Capotes Roman ohne viel Schwung. Achten sie besonders auf Mickey Rooneys exzessiv rassistische Karikatur eines japanischen Fotografen.“ (Chris Tookey) Gondel
G
Gestohlene Herzen USA 1996, R: Bill Bennett, D: Sandra Bullock, Dennis Leary
„Roz (Sandra Bullock) findet ihren Freund Frank (Denis Leary) ganz okay, er hat nur einen Fehler: Er hat den falschen Job. Seine Nebentätigkeit als Gelegenheitsdieb bringt auf lange Sicht nicht das, was Roz vom Leben erwartet.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter
Der Glücksbärchi-Film USA 1985, R: Arna Selsnick
„Zusammen mit zwei Waisenkindern retten die Glücks-Bärchis die Erde vor einem bösen Geist, der Zwietracht unter die Menschen gesät hat. Ein klassische und moderne Zeichentrickfilm-Elemente verbindedes Märchenabenteuer, das an die Kraft des Guten im Menschen appelliert.“ (Lexikon des internationalen Films) UT-Kino
Goldregen Dänemark 1988, R: Soren Kragh-Jacobsen
Spannender und witziger Kinderfilm, der von den Abenteuern von vier Freunden erzählt, die eine Dose mit 800000 dänischen Kronen finden, und sich mit den Posträubern rumärgern müßen, die das Geld geklaut haben. Kino 46 und Bgh. Vegesack
H
Heat USA 1995, R: Michael Mann, D: Robert De Niro, Al Pacino
„Clever war es, „Heat“ tatsächlich als Tragödie zu inszenieren. Michael Manns Film ist das klassische Drama zweier ewig zweifelnder, fatalistischer Männer, eingebettet in einen effizient und spannend gedrehten Thriller. Die Geschichte zweier tragischer Helden, die in dem festen Glauben, die Welt würde nach den von ihnen entworfenen Regeln funktionieren, Sympathieträger und Loser zugleich sind. Zum Schluß möchte man niemanden sterben sehen, so sehr sind die Grenzen zwischen Gut und Böse ambivalent geworden, ist das Scheitern im Menschlichen in den Vordergrund gerückt. Ein großer Film.“ (taz) Ufa-Stern
Hera Linds – Das Superweib Deutschland 1995, R: Sönke Wortmann, D: Veronica Ferres, Joachim Krol
„Ein Bestsellerautor, ein Erfolgsregisseur, eine bewährte Besetzung, ein dynamischer Produzent: Was soll da schiefgehen ? Hera Linds Erfolgsroman „Das Superweib“ lieferte Sönke Wortmann und Produzent Bernd Eichinger die Vorlage für die Komödie um Franziska, die durch Zufall zur Bestsellerautorin wird. Wortmann ist sicher einer der talentiertesten deutschen Komödienmacher. Das merkt man auch dem Film an, obwohl alles ein bißchen nach Routine riecht.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Stern und Wall-Kino (OL)
I
In einem Jahr mit 13 Monden Deutschland 1978, R: Rainer Werner Fassbinder, D: Volker Spengler, Ingrid Caven, Gottfried John
„Fassbinder erzählt die Geschichte von Elvira, die früher ein Mann war, Erwin hieß und sich aus übergroßer Liebe zu einem Frankfurter Spekulanten in Casablanca in eine Frau verwandeln ließ. Fassbinder hat ein alptraumhaftes Frankfurt geschaffen. Elvira streunt in den Tagen vor ihrem Tod durch eine menschliche und städtische Hölle, deren abweisende Fassaden und groteske Innenansichten Spiegelbilder des Leids sind.“ (epd-Film) Kino 46
J
Jumanji USA 1995, R: Joe Johnston, D: Robin Williams, Bonnie Hunt
„Viel Trick-Getöse in einer netten Geschichte ohne Tiefgang.“ (Prinz) Schauburg
K
Der Kuß der Tosca Schweiz 1984, R: Daniel Schmid
Dokumentarfilm über die Bewohner der „Casa Verdi“, eines Altersheimes für italienische Schauspieler und Opernstars: “Der Kuß der Tosca ist eine einzige große Liebesgeschichte. Ehemalige Stars der dreißiger Jahre, alle zwischen 80 und 96 Jahre alt, leben in der Erinnerung. Die Vergangenheit ist für sie gestern, und dieses Gestern holen sie genußvoll ins Heute, singen mit einer unvorstellbaren Kraft, wachsen für Minuten über sich selbst hinaus mit der Musik - vor allem die hinreißende Sara Scuderi, die die Tosca singt wie einst.“ (Der Tagesspiegel) Kino 46
L
Das Leben nach dem Tod in Denver USA 1996, R: Gary Fleder, D: Andy Garcia
„Das Leben nach dem Tod in Denver wird nicht einfach sein, wenn du im Schnellgang etliche Typen umgenietet hast, die dir nun drüben auflauern, um dich schön langsam in Chillipfeffer zu rösten. Die Filmhandlung beschränkt sich, wie üblich, aufs Diesseits, also auf das Umnieten in allerlei pfiffigen Versionen. Andy Garcia trägt dabei stets tadellose Anzüge und hat eine Braut, die jeden scharfen Blick wert ist. Fazit: Wer Blei mag, kriegt Blei in Mengen. Man will ja kein Spielverderber sei, doch es soll niemand sagen können, er sei nicht gewarnt worden.“ (Der Spiegel) Filmstudio
M
Männerpension Deutschland 1995, R: Detlev Buck, D: Detlev Buck, Til Schweiger, Heike Makatsch
„Männerpension zeugt davon, daß Buck auch anders kann. Er hat dazugelernt, ist mutiger geworden. Tauchten die guten alten Kinoklischees in seinen bisherigen Filmen allenfalls als närrische Parodien auf, so spielt er diesmal souverän damit, traut sich was. Zwecks Resozialisierung wird eine Gruppe von Knackis der Obhut alleinstehender Frauen überlassen. Das ist der Auftakt zu gleich zwei leidenschaftlichen Liebesgeschichten - die eine knistert von Erotik, die andere ist mehr was fürs Herz.“ (tip) City
Mary Reilly Großbritannien 1995, R: Stephen Frears, D: Julia Roberts, John Malkovich
„Es klang wie eine von diesen idealen Ideen, die bei Verkaufsgesprächen in Hollywood immer gut ankommen: Stephen Frears verfilmt die Schauermär von Dr.Jekyll und seiner brutalen Nacht-und Nebel-Version Mr. Hyde. Immerhin hatte Frears schon mit einem anderen Historiendrama, „Gefährliche Liebschaften“, Kasse gemacht. Schlagendstes Argument aber: Superstar Julia Roberts wollte bei Frears endlich beweisen, daß sie mehr auf Lager hat als ein Lächeln und hohe Beine. Der Film wurde gedreht mit pretty Julia in der frisch erfundenen Titelrolle der Haushälterin von Jekyll/Hyde. Das dumpfgraue, in Pseudotragik dümpelnde Werk aber, das Frears ablieferte, gefiel keinem der Hollywood-Verantwortlichen, so daß hektisch an immer neuen Happy Endings herumgefriemelt wurde. Erfolglos: „Mary Reilly“ ist nicht zu retten.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhof-Kino (OL)
N
Nach Fünf im Urwald Deutschland 1995, R: Hans-Christian Schmid, D: Franka Potente, Axel Milberg
„Warum soll man nach fünf nicht in den Urwald gehen? Die Antwort wird nicht verraten, weil sie der „running gag“ in dieser witzigen Generationsstudie ist. Anna ist 17 und mit allen Problemen geschlagen, die ein Teenager so haben kann. Sie lebt in einer Kleinstadt, in der ihr Vater, ein biederer Altlinker, Bürgermeister werden will. Ihre kleine Schwester ist viel schlauer als sie, und Mutter versteht sich als Stütze des Vaters.“ (epd-Film) UFA-Stern, Casablanca (OL)
Nixon USA 1995, R: Oliver Stone, D: Anthony Hopkins
„Virtous auch die Montage von Spiel und Dokumentation bei Nixons Unterredungen mit den Großen dieser Welt, allen voran mit dem Vorsitzenden Mao. Aber selbst hier, wo die Welt auf der Schichtl-Bühne abgehandelt wird, gönnt Stone uns kein bißchen ironische Distanz. Er packt uns bei unseren voyeuristischen Bedürfnissen, dem übermächtigen Verlangen, durchs Schlüsselloch zu gucken, wenn die Staatenlenker Schicksal spielen. Seine Montagetechnik zielt auf Suggestion. Befreiendes Gelächter ist nicht vorgesehen.“ (taz) Modernes
Now & Then – Damals und Heute USA 1995, R: Lesli Linka Glater, D: Demi Moore, Melanie Griffith
„Gerade erst ihren allerersten Frühling erleben die vier Kleinstadtfreundinnen, die in Lesli Linka Glaters Teeniefilm gemeinsam kichern, klatschen, Geheimnisse austauschen, nackte Jungs bestaunen und ein paar Tränen vergießen. Die Sommersonne des Jahres 1970 strahlt unentwegt auf ihre harmlosen kleinen Abenteuer - jedenfalls in der Erinnerung, den erzählt wird die Filmhandlung als nostalgisches Fotoalbum der erwachsenen Freundinnen (darunter Demi Moore und Melanie Griffith), die sich noch einmal im gemeinsamen Baumhaus zusammenfinden. Aber wie das mit Erinnerungen so ist: Sie faszinieren meist nur diejenigen, die dabeiwaren - und nicht die Zuschauer.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter
Nur aus Liebe Deutschland 1996 R: Dennis Satin, D: Katja Riemann, Hannes Jaenicke
„Ganz schön tough, Katja Riemann: Die Beziehungskomödien-Beauftragte des deutschen Films in einem Actionkrimi. An der Seite der im härteren Genre bereits routinierten Hannes Jaenicke und Heinz Hoenig spielt sie die Berliner Taxifahrerin Ella, die es allein mit der Russenmafia aufnimmt. Der 28jährige Regisseur Dennis Satin kann sich in seinem teils komischen, teils aber auch hölzern konstruierten Kinodebüt größtenteils auf seine Darsteller verlassen: Katja & Co. überspielen die Schwächen der Handlung.“ (TV-Spielfilm) City, UT-Kinocenter und Wall- & Ziegelhof-Kino (OL)
P
Paradise Brooklyn Frankreich/Großbritannien/Deutschland 1995, R: Goran Pakaljevic, D: Miki Manojlovic, Tom Conti
„Die Geschichten dieses Einwanderer- und Emigrantenmelos ächzen nicht unter der Last der Themenfülle, die überambitionierte europäische Autorenfilmer ihnen aufgebürdet hätten, sie ist geerdet in einer Handvoll widerborstiger Figuren, deren Eigenheiten, episodisch verschlungen, Handlung bilden. (...) Dies ist keine multikulturelle Sozialstudie, es ist ein Film über Menschen, die so leben, wie sie es verstehn, verkörpert von Darstellern, an denen man sich nicht sattsehen kann.“ (epd-Film) Cinema
Die Piratenbraut USA 1995, R: Renny Harlin, D: Geena Davis, Matthew Modine
„Wer denkt nicht gern zurück an die glorreichen Freibeuter-Tage der Traumfabrik. Doch das ist lange her und der Piratenfilm Vergangenheit. Ausgerechnet Actionrowdy Renny Harlin hat sich nun daran gemacht, das traditionelle Genre wieder aufleben zu lassen Dies hat vor zehn Jahren schon Roman Polanski mit „Piraten“ probiert und in den Sand gesetzt. Auch Harlins Husarenritt, der satte Hundert Millionen Dollar verschlungen hat, ist in die Hose gegangen. Für die Handlung hat der Finne aus Hollywood zwar emsig in der Seeräuberkiste der Filmgeschichte gefischt, aber dabei nur Klischees geangelt. Die vielen Gefechte zu Wasser und zu Land können nicht verschleiern, daß Harlins zunehmend hektische Hommage unter minimalem Einfallsreichtum, akuter Spannungsarmut und holpriger Actioninszenierung leidet.“ (Bremer) Ufa-Palast und Wall- & Ziegelhof-Kinos (OL)
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Richard III Großbritannien 1995, R: Richard Loncraine, D: Ian McKellen, Annette Benning, Robert Downey Jr.
„Schnieke Royals rauchen Kette, gönnen sich schon mal eine Ampulle Morphium und walzen zum sinnliche Sound der Big Band. Richard meuchelt als buckliger Beau von abgefeimter Eleganz. Nachdem er die störende Verwandtschaft aus dem Wege gemordet hat, mausert sich der clevere König in dieser bemerkenswert konsequenten Leinwandfassung zum Fascho-Diktator mit Standarten-Parade und Schwarzhemd-Bataillonen. Die Opposition bläst zum gerechten Kampf und der umzingelte Despot stöhnt in seinem heißgelaufenen Jeep glaubwürdig wie noch nie: Ein Pferd, ein Pferd. Ein Königreich für ein Pferd." (Der Spiegel) Atelier
S
Der scharlachrote Buchstabe USA 1995, R: Roland Joffe , D: Demi Moore, Gary Oldman, Robert Duvall
„Sage noch jemand, Hollywood haben mit den Jahren Skrupel beim Verhunzen literarischer Klassiker entwickelt. Nathaniel Hawthornes Puritanersaga verwandelt sich in dieser Leinwandadaption in einen kitschigen und kreuzlangen Lore-Roman von der tapferen kleinen Frau, die sich im Namen der Liebe mit den hartherzigen Sittenaposteln des 17. Jahrhunderts anlegt.“ (Der Spiegel) Gondel
Schnappt Shorty USA 1995, R: Barry Sonnenfeld, D: John Travolta, Gene Hackmann
„Der sarkastische Grundton des Schriftstellers Elmore Leonard geht leider in den meisten Filmen, die auf seinen Büchern basiern, verloren, aber Sonnenfelds Film fängt seine souveräne Lakonie schön ein. Und weil „Get Shorty“ auch von Hollywood erzählt, paßt hier sein hinterhältiger Spott ideal. Der Witz dabei ist, daß der Filmheld Chili Palmer selber ein eingefleischter Cineast ist und es liebt, von den smarten Gangsterfilmen zu erzählen, die ihm so gefallen. „Schnappt Shorty“ gehört mit auf diese Liste.“ (New York Times) Cinema
Sinn und Sinnlichkeit England 1995, R: Ang Lee, D: Emma Thompson, Hugh Grant u.a.
Statt aus der episch breiten Story um die Dashwood-Schwestern und ihrem Liebeswerben eine flache Ausstattungs-Orgie a la Merchant/ Ivory zu machen, hat Ang Lee so viel Laura Ashley-Atmosphäre wie nötig und so viel ironische Distanz wie möglich in seinen Film gesteckt. Wobei Emma Thompson als verstandesgeleitete Elinor um Hugh Grant wirbt und ihre Schwester Marianne (Kate Winslet) sich Hals über Kopf in einen nicht ganz ehrenhaften Beau verliebt. (Mu) City und Wall- & Ziegelhof-Kino (OL)
Smoke USA 1994, R: Wayne Wang, D: William Hurt, Harvey Keitel
„Wer sich keien Zeit zum Hinsehen nimmt, wird niemals etwas sehen: Paul Austers Leitsatz sagt alles aus über die Wunder des Films und die unscheinbaren Veränderungrn des Alltags. Basierend auf seinem Drehbuch erzählt Wayne Wang in raffiniert aufgebauten Episoden Geschichten und Erlebnisse eines guten Dutzend Personen, deren Wege sich in Auggie Wrens Tabakladen kreuzen. Eine Schule des Sehens und Zuhörens mit vorzüglichen schauspielerischen Leistungen, allen voran Harvey Keitel und William Hurt.“ (Broadway) Kino 46
Die Spur der roten Fässer Deutschland 1995, R: Kai Wessel, D: Florian Bamberg, Meike Fellinger
Vier Freunde und der Umweltschutz! Ein Kinderkrimi in dem Roman, Julia, Jonas und Tekin bösen Umweltsündern auf die Spur kommen, die auf einem verlassenen Militärgelände gefährliche Fässer lagern. Diese vergiften ausgerechnet den See, in dem die Kinder in ihren Sommerferien baden wollen. Schauburg
Step Across the Border Deutschland 1991, R: Nicolas Humbert, Werner Penzel, D: Fred Frith /Originalfassung mit Untertiteln
Dieser Film sieht genauso musikalisch, originell und rhythmisch aus, wie er klingt. Die Regisseure Hubert und Penzel haben bei ihrem Portrait des Avantgarde-Gitarristen Fred Frith mit der Kamera genauso improvisiert wie die Musiker mit ihren Instrumenten. Als hellwache und neugierige Mit-Reisende, Gesprächspartner und Beobachter haben sie Frith bei seinen verschiedenen Projekten in Japan, Europa und New York begleitet und statt langer Jazzsoli, jubelnder Zuschauermassen oder gelehrter Erklärungen viele kurze, sehr prägnante und überraschend komische Momente in Frith Musik und Leben zusammengeschnitten. (hip) Schauburg
Sudden Death USA 1995, R: Peter Hyams, D: Jean-Claude Van Damme
„Sudden Death konfrontiert uns mit der ja beinahe alltäglichen Situation eines geplanten Terroranschlags auf ein Eisstadion, in dem zwei Eishockey-Teams um den Stanley-Cup spielen. Ohne den belgischen Sagenheld Van Damme als Feuerwehrmann und Inkognito-Torwart gäbe es bei dieser Party ausschließlich Verlierer.“ (TV-Spielfilm) UFA-Stern
T
Teufel in Blau USA 1995, R: Carl Franklin, D: Denzel Washington, Don Cheadle, Jennifer Beals
Die erste Szene des Films ist uns so vertraut wie ein alter Bekannter: Ein Mann sitzt alleine an der Bar und trinkt seinen Whiskey. Der Barkeeper macht ihn mit einem merkwürdigen Fremden bekannt und dieser bietet ihm 100 Dollar dafür, daß er eine bestimmte Frau für ihn findet. Raymond Chandler hat solche Szenen geschrieben, Humphrey Bogart ähnliche Rollen gespielt. Sogar Zeit und Ort entsprechen genau den Erwartungen, den „Devil in a Blue Dress“ spielt 1948 in Los Angeles. Und doch ist alles anders, den dieser hartgesottene Held ist schwarz. Präsident Clintons Lieblingsautor Walter Mosley hat dem Genre mit seiner Romanserie über den Privatdetektiv Easy Rawlins diesen neuen, afroamerikanischen Dreh gegeben, und Denzel Washington verkörpert Rawlins in diesem mit einer für das Genre ungewöhnlich geschmeidigen Eleganz. Regisseur Franklin beschwört hier das Los Angeles der 40er Jahre so nostalgisch herauf wie vorher nur Polanski in „Chinatown“. „Die Straßen waren schwarz nicht vom Dunkel der nacht allein“, schrieb Chandler. Mosley und Franklin haben neue Schattierungen für dieses Schwarz gefunden. (hip) UFA-Palast
Toy Story USA 1995, R: John Lasseter
Das Spielzeug scheint wirklich auf der Leinwand lebendig zu werden. Die Abenteuer von Woody & Buzz sind zwar nicht ganz so originell und witzig wie die handgekneteten von „Wallace & Gromit“, aber dennoch ist „Toy Story“ schönstes Unterhaltungskino. Und das nicht nur für Kinder, sondern auch für alle Kindsköpfe, die sich noch gerne an ihr eigenes Lieblingsspielzeug erinnern. (hip) UFA-Palast, UT-Kinocenter und Wall- & Ziegelhof-Kino
Two Much – Zwei Zuviel USA 1995, R: Fernando Trueba, D: Antonio Banderas, Melanie Griffith
„Offensichtlich hatte Regisseur Fernando Trueba eine klassischen Verwechslungskomödie im Sinn. Doch die braucht neben spritzigen Dialogen vor allem das richtige Maß an Tempo und Timing. „Two Much“ läßt beides vermissen. Der Film findet nicht den richtigen Rhythmus, der aus guten Ideen leinwandtauglichen Humor entstehen läßt. Was bleibt, ist die halbwegs amüsante One-man-Show des Antonio Banderas, der auf dem besten Wege vom Sexobjekt zum charmanten Verführer ist.“ (TV-Spielfilm) UFA-Palast
W
White Squall USA 1996, R: Ridley Scott, D: Jeff Bridges, Scott Wolf
„Ridley Scott hat früher Werbespots gedreht. Das sieht man vielen seiner Filme an. Kein Problem, solange Form und Inhalt aufeinander abgestimmt sind, wohl aber, wenn außer steriler Ästethik kaum etwas übrigbleibt. So geschehen in seinem Hochsee-Drama „White Squall“. Ein Unwetter überrascht im Mai 1961 einen zum schwimmenden Klassenzimmer umfunktionierten Großsegler, auf dem Jeff Bridges Jugendlichen die Geheimnisse des Meeres näherzubringen versucht.“ (TV-Spielfilm) UFA-Palast, UT-Kinocenter
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