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Geiselnahme

■ betr.: „Ohne ideologische Scheu klappen“, taz vom 25. 4. 96

[...] Natürlich hat es schon immer Techniken gegeben, deren Folgen nicht vorauszusehen waren, aber die Technologien von heute haben (ebenso wie die Waffentechnik) eine andere Qualität. Ihre Auswirkungen können in einem nie dagewesenen Ausmaß Lebenszusammenhänge stören und zerstören. Die Natur, einschließlich Menschen, spielt dabei die Rolle einer Geisel oder Versuchstiers, und zwar ohne oder gegen ihren Willen. Keine Teflon-Pfanne – dies als Sammelbegriff für positive Folgen – kann eine solche Aushöhlung demokratischer Prinzipien rechtfertigen. Man muß sich nur den Satz „Tschernobyl ist eine Fundgrube für die Forschung“ auf der Zunge zergehen lassen.

In einer von der Wirtschaft dirigierten Gesellschaft wie der unseren gibt es keine Sicherheitsgarantie gegen profitorientierten Mißbrauch. Da der Staat und die großen Parteien längst das Handtuch geworfen haben, muß es eine Partei geben, die auf parlamentarischer Ebene den gleichen Widerstand leistet wie Greenpeace in der Praxis.

Was wir eigentlich brauchen, ist eine Bedarfswirtschaft, in der der Wille wahrheitsgemäß informierter Verbraucher zum Tragen kommt. Solange wir eine solche Wirtschaft nicht haben, müssen die Grünen diese fehlende Stimme ins Parlament tragen. [...]

Gestützt auf Gegenexperten von internationalem Rang müssen sie ganz nah am Ball bleiben, um die Bevölkerung entsprechend zu informieren und gegebenenfalls zum Widerstand aufzurufen. Dafür haben wir unter anderem die Grünen gewählt und werden sie nicht mehr wählen beziehungsweise austreten, wenn sie sich zu den Geiselnehmern gesellen. [...] Ruth Rehmann, Trostberg

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