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Handball-Krawall in der SPD

■ Horst Isola: Geld für TuS Walle „politisch nicht vertretbar“

Horst Isola, SPD-Bürgerschaftsabgeordneter und Kulturdeputierter, traute seinen Augen nicht, als er gestern morgen die Zeitung aufschlug: Dem Lagerhaus Schildstraße hatte Kultursenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) endgültig den Geldhahn zugedreht („das Geld ist einfach nicht da“), mußte Isola dem Bericht über die Beiratssitzung Mitte entnehmen. Ein paar Seiten weiter las er, daß der TuS Walle mit dem Segen der Kultursenatorin in den nächsten zwei Jahren je eine Million Mark aus dem Wirtschaftsstrukturpolitischen Aktionsprogramm (WAP) bekommt. Isola zögerte nicht lange und legte kurz darauf in der Fraktionssitzung sein Amt als Kulturdeputierter nieder. „Ich habe für diese Verteilung der Steuergelder einfach kein Verständnis“, begründet er seinen Rücktritt.

Monatelang sei er von Kulturinitiative zu Kulturinitiative getingelt, um den Menschen zu vermitteln, warum sie kein Geld mehr bekommen könnten. „Und jetzt sowas“, ärgert sich der SPD-Politiker. „Da macht man sich doch unglaubwürdig.“ Doch ihm geht es nicht nur um die Kulturförderung. „Ich weiß auch nicht, wie ich das als Sozialdemokrat den Menschen politisch vermitteln soll, die uns nahe stehen. Wir reden von leeren Kassen und dann werden plötzlich Millionen für den Sport ausgegeben. Ich habe bisher auch immer gedacht, daß die Staatskasse leer ist. Aber offenbar ist sie das nicht.“

Kultursenatorin Bringfriede Kahrs versteht den Ärger ihres Parteikollegen hingegen nicht. Sie ist stolz darauf, daß der TuS Walle jetzt Geld aus dem WAP bekommt. „Das ist eine Attraktion für Bremen, die gefördert werden muß. Sie können das vergleichen mit solchen Dingen wie dem Tourismus.“ Sie habe das Geld im Veranstaltungsfonds des Wirtschaftssenators „entdeckt“ und dem Wirtschaftssenator einen Brief geschrieben. Dieses Geld sei quasi ein „Sport-WAP“, das leider nicht für andere kulturelle Zwecke ausgegeben werden könne, so die Kultursenatorin. Spekulationen, der TuS Walle hätte den plötzlichen Geldsegen dem Umstand zu verdanken, daß die Bürgerschaftsabgeordneten Jens Eckhoff (CDU) und Claus Dittbrenner (SPD) an der BSI, der Vermarktungsgesellschaft des TuS Walle beteiligt sind (Eckhoff war Geschäftsführer, Dittbrenner Gesellschafter), wies Kahrs zurück. „Quatsch. Das war meine Idee. Die Herren hätten das doch schon vor zwei Jahren machen können.“

Jetzt hat sich auch die Bremerhavener AfB gemeldet und will Geld aus dem „Sport-WAP“. Schließlich: Die Tanzsportgemeinschaft Bremerhaven (TSG) und der Roll- und Eissportverein (REV) trügen auch zur „überregionalen Imageförderung“ bei, sagt Fraktionssprecher Helmut Kuhlmann. kes

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