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Alle Türen offen

■ Symposium „Eine ganzheitlich orientierte Klinik für Bremen“

1998 also. Dann soll es soweit sein: Bremen bekommt seine Naturheilklinik. Das jedenfalls ist der unbedingte Wille des Vereins „Mensch im Mittelpunkt der Medizin e.V.“, der an diesem Wochenende im Haus der Bürgerschaft ein Symposium organisiert. Thema: „Eine ganzheitlich orientierte Klinik für Bremen“.

Gut 400 Fachleute aus Medizin, Pflege und Therapie sowie Interessierte können Vorträge hören und an Workshops teilnehmen. Das große Interesse an dem Symposium führte dazu, daß nur noch für Sonntag Plätze frei sind.

Die 1993 geborene Idee von einer Klinik in Bremen konkretisierte sich mit einer manchmal fast beängstigenden Dynamik. Wo die Initiatoren, darunter die Kunsttherapeutin Elisabeth Holtappels und die grüne Gesundheitspolitikerin Christine Bernbacher, anklopften, waren die Türen schon offen. Krankenkassen, die jetzt im europäischen Wettbewerb stehen, erwärmen sich zusehends für Alternativmedizin. Krankenhäuser, die Probleme haben, ihre Betten zu füllen, denken immer häufiger über attraktive Spezialstationen nach – zum Beispiel anthroposophisch orientierte oder naturheilkundliche. Ob Bonn, Brüssel oder die Weltgesundheitsorganisation WHO: Für die Bremer Ganzheitsklinik zeichnet sich ab, daß man nicht nur auf Wohlwollen stößt, sondern auch auf finanzielle Unterstützung hoffen darf. Und weil es sich für das Image von Bremen gut macht, wenn hier der Geist von Herdecke weht, setzt der Verein stark auf Bremer Gelder. Wieviel nötig ist, muß erst ausgerechnet werden. Der laufende Betrieb benötigt angeblich nicht mehr als ein „normales“ Krankenhaus.

Ein ganzes Krankenhaus wird es (zunächst) nicht geben, eher eine oder zwei Stationen z.B. am St-Jürgen-Krankenhaus. Die großen Häuser müssen ohnehin Betten reduzieren. Der vorläufige Plan: Die Klinik behandelt nur „konservativ“, ohne Schneiden; Schwerpunkt chronische und psychosomatische Erkrankungen; eine gynäkologische Abteilung soll dabei sein und später eine onkologische. Rudolf Steiner bleibt draußen – die Bremer Klinik wird weltanschauungsfrei sein. BuS

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