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Das Elefantentor im visionären Park

■ Senat schließt städtebaulichen Vertrag mit Hagenbeck über Neugestaltung Von Heike Haarhoff

„Da hätte man auch gleich evozieren lassen können“: Jan Jalass, SPD-Fraktionschef in Eimsbüttel, ist „frustriert“ über den Senat. Der hat gestern die umstrittene Hagenbeck-Bebauung mit Hotel, Endoklinik, Luxuswohnungen und Verlegung des prominenten Elefantentor-Zooeingangs per städtebaulichem Vertrag mit dem Tierparkbesitzer besiegelt – und sich über sämtliche Wünsche und Einwände des Bezirks hinweggesetzt.

Ziel des Stellinger Bau-Deals ist, dem seit Jahren finanziell vor sich hin krebsenden Tierpark über Hotel- und Wohnungsbaueinnahmen ein zweites wirtschaftliches Standbein zu verschaffen. Im Zentrum des städtischen Versuchs, den letzten subventionslosen Tierpark Europas vor dem Aussterben zu retten, steht ein Flächentausch zwischen Stadt und Zoo: Zunächst sollen die 38 murrenden Kleingärtner westlich der Hagenbeckstraße hurtig ihre Gartenzwerge und Lauben wegräumen. Diese Fläche (zwei Hektar) will die Stadt nämlich Hagenbeck zur Verfügung stellen, auf daß der Tierpark das Gelände gewinnbringend an Wohnungsbau-Gesellschaften verkaufe. 200 Wohnungen in Stadtvillen sind im Gespräch. Im Gegenzug richtet die Stadt an der Ecke Lokstedter Grenzstraße / Koppelstraße eine öffentliche Parkanlage her.

Ausgerechnet in deren Mitte soll zum Entsetzen des Bezirks das Elefantentor, das klotzige Hauptportal des Tierparks, verlegt werden. Jalass ist sauer: „Von unserer Vision eines Stadtparks bleibt nichts übrig.“ Die Bezirksparteien hatten monatelang an den Plänen herumgemäkelt und eine größere, zusammenhängende Grünfläche für den dichtbesiedelten Stadtteil gefordert. Erst vor zwei Wochen gab die SPD klein bei. Zusammen mit CDU und Statt erteilte sie eine Vorweggenehmigung für das Bauvorhaben. Bedingung: Das Elefantentor bleibt, wo es ist. Jalass: „Wir wollten verhindern, daß der Senat die Planungen an sich zieht und wir jegliche Mitsprache verlieren.“ Doch dem Entgegenkommen wurde nichts als Undank gezollt.

Insgesamt verzichtet Hagenbeck auf vier seiner insgesamt 27 Hektar Tierpark-Fläche: Östlich der Hagenbeckstraße soll die neue Endo-Klinik entstehen; völlig unklar aber ist, ob der beabsichtigte Umzug des Krankenhauses von der Holstenstraße wirklich stattfinden wird: Gerüchte brodeln über drohenden Personalabbau und Finanzschwierigkeiten. In südlicher Nachbarschaft zur neuen Endo-Klinik soll ein Hotel entstehen.

Hagenbeck verpflichtet sich, ein Drittel des Erlöses aus dem Wohnflächen- und Grundstücksverkauf dem Tierpark zuzuführen; die übrigen zwei Drittel fließen in das geplante Hotel. Überschüsse aus dem Hotelbetrieb sind während der kommenden 30 Jahre dem Tierpark zur Verfügung zu stellen, Hotel und Wohnungen binnen fünf Jahren zu realisieren. Baubeginn könnte noch vor Jahresende sein.

Gelernt hat die Stadt aus ihrer Schlappe beim Verkauf des Wasserturms im Sternschanzenpark: Zur Risikoabsicherung vereinbarte sie diesmal vorausschauend ein Rücktritts- und Wiederkaufsrecht, sollte Hagenbeck mit den Planungen nicht in die Hufe kommen.

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