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Unterm Strich

Bedenklich (I): In Sachen Kino schauen die Europäer nach Ansicht von Regisseur Volker Schlöndorff noch zu wenig über den nationalen Tellerrand. Es würden lediglich die eigenen oder amerikanische Filme angesehen. „Auch ein neues Verleihsystem wird daran wenig ändern. Fakt ist, daß kaum Interesse für die Filme aus den Nachbarstaaten besteht“, sagte Schlöndorff am Montag auf einer Podiumsdiskussion zum zeitgenössischen französischen Kino in Cannes. Die Entwicklung im Fernsehen gebe jedoch Anlaß zur Hoffnung. Nach einer Welle der Amerikanisierung durch Serien wie „Dallas“ kehrten die Europäer zu Serien „eigener Herstellung“ zurück. Schlöndorff, der beim Festival eigentlich seinen neuen Film „Der Unhold“ im Wettbewerb präsentieren wollte, ihn aber nicht rechtzeitig fertigstellen konnte, gibt dem französischen Kino den Vorzug: „Deutsche Filme handeln immer von Problemen, französische von Individuen.“ Er selbst fühle sich als französischer Filmemacher.

Bedenklich (II): Der deutsche Buchhandel rechnet als Folge leerer öffentlicher Kassen mit erheblichen Umsatzeinbußen. Besonders Bibliotheken und damit indirekt auch Verlage und Buchhandlungen würden davon betroffen sein, befürchtet der Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Frankfurt am Main. Allein die Ankaufsetats der wissenschaftlichen Bibliotheken seien seit 1993 um rund 25 Prozent zurückgegangen, sagte der Sprecher des Börsenvereins, Eugen Emmerling, am Montag in Bremen.

Bedenklich (III): Na, aber uns geht's ja noch Gold: In Rußland ist die Produktion von Theaterstücken und Spielfilmen aufgrund finanzieller Engpässe in den letzten Jahren dramatisch zurückgegangen. Zwischen 1990 und 1994 wurden zudem wesentlich weniger Konzerte veranstaltet, heißt es in einem am Montag im Europarat in Straßburg vorgelegten Bericht des russischen Kulturministeriums über die nationale Kulturpolitik. Aufgrund der wirtschaftlichen Not hat sich auch das Freizeitverhalten der Russen verändert. Nach einer in dem Bericht veröffentlichten Umfrage gehören Fernsehen, die Lektüre von Büchern und der Besuch bei Freunden zu den beliebtesten Tätigkeiten zur Entspannung. Aber da sind die Russen doch gar nicht auf dem falschen Weg!

Unbedenklich: Der Schauspieler Bruno Ganz erhält an diesem Sonntag als Vermächtnis von Josef Meinrad den Iffland-Ring. Der 55jährige Ganz, Sohn eines Schweizer Arbeiters und einer Norditalienerin, reüssierte auf der Bühne in klassischen wie modernen Rollen. Er spielte in Shakespeares „Coriolan“ ebenso wie in Molières „Misanthrop“, in der Aischylos-Tragödie „Der gefesselte Prometheus“ wie in Thomas Bernhards „Der Ignorant und der Wahnsinnige“, wirkte entscheidend mit in Peter Handkes „Die Unvernünftigen sterben aus“ und als Oberon in „Der Park“ von Botho Strauß.

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