: Liberia-Flüchtlinge bleiben zunächst in Ghana
■ UNO registriert weniger Menschen an Bord der „Bulk Challenge“ als erwartet
Accra/Monrovia (dpa/AFP) – Auf dem aus Liberia kommenden Flüchtlingsschiff „Bulk Challenge“ waren offenbar weniger Menschen als zunächst angenommen. Wie das Rote Kreuz und die UN gestern in Ghana mitteilten, wo das Schiff am Dienstag nach zehntägiger Odyssee anlegen durfte, wurden an Bord 1.683 Personen registriert. Unter den Flüchtlingen seien auch Ghanaer, Nigerianer, Somalier, Togolesen und Libanesen sowie 26 Soldaten der westafrikanischen Ecomog- Eingreiftruppe gewesen. In einigen Berichten war zuvor von fast 4.000 die Rede gewesen. Bei der Einschiffung in Monrovia hatte es noch geheißen, 2.000 bis 2.500 Menschen hätten das Schiff bestiegen. Auch die neue Zahl von 1.683 scheint strittig, da die UNO noch am Mittwoch 1.849 gezählt hatte, die Ecomog-Soldaten nicht eingeschlossen. Zusätzliche Unklarheit entstand dadurch, daß sich an Bord des Schiffes 160 Nigerianer befanden, die aber nicht in Ghana bleiben, sondern mit dem Schiff nach Nigeria weiterfahren wollen.
Die Flüchtlinge sind jetzt im Essipong-Camp rund zehn Kilometer von der Hafenstadt Takoradi entfernt einquartiert. Der anfängliche Mangel an Decken, Zelten, Eimern und Trinkgefäßen sei inzwischen behoben, teilten die Hilfsorganisationen mit. Ghanas Regierung hat die Zusage erhalten, daß der Unterhalt der Flüchtlinge komplett vom Ausland finanziert wird. In einer ersten Stellungnahme beklagte Ghanas Staatschef Jerry Rawlings jedoch die „sozialen Kosten“ der Versorgung der Flüchtlinge.
Inzwischen machen sich weitere Menschen in Liberias Hauptstadt Monrovia auf den Weg ins Ausland. Mehrere tausend begaben sich ins Hafengebiet. Soldaten der Westafrikanischen Friedenstruppe (Ecomog), die den Hafen kontrolliert, versuchten am Mittwoch, die Zugänge zu den Kais gewaltsam zu schließen. Trotzdem gingen mehrere hundert Zivilisten an Bord des russischen Trawlers „Solotiza“, dessen Auslaufen sich seit zwei Wochen hinauszögert.
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