Um die Welt im Dienste der Natur

Workcamps sind nicht nur für grüne Weltverbesserer interessant: Meist kommt auch die Freizeit nicht zu kurz. Und die Tätigkeiten sind so unterschiedlich wie die Einsatzorte. Ein Überblick  ■ Von Frank Seidel

Während der Urlaubszeit bis zu acht Stunden täglich arbeiten und dafür auch noch Geld bezahlen? Für die meisten kommt das einer Horrorvorstellung gleich. In den Strandkorbkolonien der Sonnenstrände stoßen deshalb Menschen, die sich in ihren schönsten Wochen für Natur und Umwelt engagieren, oft auf Unverständnis. Tatsächlich gibt es jedoch rund um den Globus attraktive Angebote, die selbst manchen gestandenen Pauschaltouristen ins Grübeln bringen können. Workcamps im Umweltschutz als Form des Urlaubs sind längst nicht nur für grüne Weltverbesserer interessant.

Veranstalter sind in der Regel gemeinnützige Organisationen. Spezialisten in Sachen Ökologie stehen dabei neben großen internationalen Verbänden, für die der Umweltschutz nur ein Thema unter vielen ist. Der Teilnahmebeitrag von 150 bis 800 Mark für zwei bis vier Wochen deckt die Kosten für Unterbringung, Verpflegung und Arbeitsmaterial. Obwohl natürlich die Durchführung einer bestimmten Aufgabe im Mittelpunkt steht, meist im internationalen Team, kommt auch die Freizeit nicht zu kurz. Zwei Tage pro Woche stehen im Schnitt zur freien Verfügung und bieten die Chance zu einmaligen Naturerlebnissen, denn oft finden die Workcamps in ursprünglichen Landschaften statt, die touristisch noch kaum erschlossen sind.

Die Tätigkeiten sind so unterschiedlich wie die Einsatzorte.

Die Sea Turtle Protection Society of Greece zum Beispiel schickt ihre Freiwilligen an den Strand. Nicht zum Sonnenbaden, sondern um das Brutgeschehen bedrohter Meeresschildkröten zu überwachen und Touristen über die Schutzmaßnahmen zu informieren.

Beim British Trust for Conservation Volunteers dagegen steht praktische Arbeit im Vordergrund. Bäume pflanzen oder das Aufschichten von Trockenmauern dienen häufig dazu, die negativen Folgen des Massentourismus wieder auszugleichen. Nebenbei wird noch die Bewachung von Adler- oder Falkenhorsten übernommen, die ansonsten illegalen Aushorstungen zum Opfer fallen könnten.

Frontier, wiederum eine britische Vereinigung, ermöglicht die Teilnahme an ökologischen Forschungsvorhaben in Ostafrika und Vietnam. Ein Projekt beschäftigt sich beispielsweise mit der Kartierung von Korallenriffen. Wie auch bei anderen Veranstaltern dieser Art dienen die stark erhöhten Teilnahmegebühren (bis zu 2.800 Pfund) direkt der Finanzierung des Projektes, das ohne die Beteiligung der freiwilligen Helfer nicht durchführbar wäre. Die Vorbereitung der Reise, genauer: die Beschaffung des nötigen Kleingelds wird damit zum elementaren Bestandteil des Engagements.

Involvement Volunteers geht über die Vermittlung eines einzigen Projektes hinaus. Ganz nach den Wünschen und Fähigkeiten des einzelnen bemühen sich die Organisatoren, eine komplette Reiseroute, bestehend aus verschiedenen Workcamps, zusammenzustellen. Die Durchführung von Aufgaben im sozialen Bereich, etwa Arbeit mit Behinderten, erweitert dabei das Angebot. Auf diese Weise läßt sich die Dauer eines grünen Aktivurlaubs auf bis zu zwölf Monate ausdehnen.

Ähnlich arbeitet auch der Australien Trust for Conservation Volunteers, der sich jedoch mit seinen Aktivitäten auf den fünften Kontinent beschränkt. Schauplatz der Workcamps sind häufig Nationalparks, in denen die Freiwilligen Wanderwege anlegen, Aufforstungen unterstützen oder den Schutz gefährdeter Arten betreiben.

Innerhalb bundesdeutscher Grenzen sind unter anderem die Willing Workers on Organic Farms (WWOOF) aktiv. Für einen geringen Mitgliedsbeitrag erhält man eine Liste von Ökolandwirten, die eine helfende Hand benötigen. Unterkunft und Verpflegung sind meist inklusive. Die Verflechtung von WWOOF in ein internationales Netzwerk machen ihre Adreßdatei zu einem Muß für jeden Weltreisenden.

Weitere Informationen über die hier aufgeführten Vereine:

Frontier, 77 Leonard Street,

GB-London EC2A 4QS, Großbritannien.

Australian Trust for Conservation Volunteers, P.O. Box 423, AUS- Ballarat, Victoria 3353,

Australien.

British Trust for Conservation Volunteers, 36 St. Mary's Street, Wallingford, GB-Oxfordshire OX10 OEU, Großbritannien.

Involvement Volunteers Deutschland, c/o Mayer, Giesbethweg 27, 91056 Erlangen.

Sea Turtle Protection Society of Greece, 35, Solomou st, GR-10682 Athen, Griechenland.

Willing Workers on Organic Farms, Thalhauser Fußweg 30, 85354 Freising.

Zur Entlastung der Organisatoren bitte stets einen mit 3 Mark frankierten DIN-A5-Rückumschlag bzw. zwei Internationale Antwortscheine mitschicken.

Viele weitere Möglichkeiten des ökologisch engagierten Reisens sind im Buch „Jobben für Natur und Umwelt“ zusammengefaßt (226 S., Interconnections-Verlag, ISBN 3-86040-053-3), das für 26,80 DM bei der Naturschutzjugend, Königssträßle 75, 70597 Stuttgart, oder im Buchhandel erhältlich ist.