■ Nachschlag: Das Taller Teatral spielte „Hommage an Federico Garc i a Lorca“ im Klecks
Vier Klappstühle warten auf die Akteure, wie zu Beginn eines Flamencoabends. Schon die Bühne deutet eines der Elemente an, das in Federico Garcia Lorcas Werk eine wichtige Rolle spielte – den „cante jondo“, die Verse des Flamencogesangs. Die vier Frauen aber, die später an ihrer Aussteuer sticken, sind keine Sängerinnen, sondern Gefangene der sittenstrengen Mutter in „Bernarda Albas Haus“. In anderthalb Stunden versucht das Taller Teatral mit seiner „Hommage an Federico Garcia Lorca“ dem Gesamtwerk des Dichters, der auch Musiker und Zeichner war, in eine Collage zu übertragen.
Durch fließende Übergänge zwischen den einzelnen Bildern und einer gut getroffenen Auswahl von Schlüsselszenen gelingt es dem Ensemble unter der Regie von Alma Bolivar, die Hommage anläßlich seines 60. Todesjahres nicht etwa als häppchenartigen Lorca light anzurichten. Vielmehr ergänzen einfache, wirkungsvolle Effekte wie ein Seifenblasenregen die Poesie der Texte. Für eine Werkstatt, als die Bolivar ihre Arbeit versteht, zeigt die Aufführung jedoch zuwenig Experiment. In den Tragödienparts, die den Konflikt zwischen unterdrückter Sinnlichkeit und starrer Moral thematisieren, wird das innere Drama der Heldinnen teilweise mit lächerlichem Pathos gezeigt. Wenn sich die kinderlose „Yerma“ in Zuckungen auf dem Stuhl windet, möchte man ihr Abführmittel anbieten, um den Seelenblähungen Erleichterung zu verschaffen. Besser von der Hand gehen der lateinamerikanischen Gruppe die Komödien. Miguel Levin überzeugt als Don Perlimplin, dem rührenden Hampelmann, den die erotischen Gelüste seiner Braut einschüchtern. Darinka Ezeta legt selbst als Verführerin ihr lausbübisches Grinsen nicht ab und zeigt so eine weniger bekannte Facette Garcia Lorcas: den Tragikomiker. Anne Winter
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