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Gebühr nach Einkommen

In Australien müssen StudentInnen seit 1989 Studiengebühren bezahlen. Weltweit ein Novum ist die Art der Finanzierung, denn die Gebühren richten sich am zukünftigen Einkommen der Akademiker aus. Zur Zeit beläuft sich die Studiengebühr auf 2.442 Dollar pro Jahr (2.745 Mark). „Dieser Betrag“, so Bruce Chapman, Leiter des Centre for Economic Policy Research in Canberra, „deckt etwa 20 Prozent der staatlichen Kosten für einen australischen Vollzeitstudenten“.

StudentInnen können zu Beginn ihres Studiums die Gebühr mit einem Rabatt von 25 Prozent sofort bezahlen. Sie können die Bezahlung aber auch aufschieben, bis sie berufstätig sind. Bezahlen müssen sie erst, wenn sie mindestens ein Einkommen erzielen, das dem durchschnittlichen Jahreseinkommen in Australien entspricht. Derzeit sind das brutto 27.675 Dollar (31.100 Mark). Reale Zinsen werden bei der Rückzahlung nicht erhoben, die Schuld erhöht sich nur entsprechend der Inflationsrate.

Alle, die nach ihrem Studium weniger als der Durchschnitt verdienen, müssen zunächst gar nichts zurückzahlen. Rund 93 Prozent aller Männer, davon gehen Untersuchungen aus, werden bis zu ihrem 65. Lebensjahr die Studiengebühren zurückgezahlt haben. Bei den Frauen sind die Erwartungen geringer, hier rechnet man damit, daß ein Drittel von ihnen die Gebühren nicht zurückzahlt.

Grund für die Einführung der Studiengebühren war 1989 die rückläufige Entwicklung des Steueraufkommens. Die Regierung sah sich nicht mehr in der Lage, das Hochschulwesen allein aus staatlichen Mitteln zu finanzieren. Zudem stammte die überwiegende Mehrzahl der Studierenden schon damals aus sozioökonomisch begünstigten Gesellschaftsschichten. Warum, so der gesellschaftliche Konsens, sollte diese Personengruppe nicht auch Studiengebühren zahlen. flo

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