: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
12 Monkeys USA 1995, R: Terry Gilliam, D: Bruce Willis, Madeleine Stowe, Brad Pitt
Im Jahr 2035 vegetieren die wenigen Überlebenden in einem ewig dunklen Unterwelt-System und der Häftling James Cole wird mit einer klapprigen Zeitmaschine in die Vergangenheit geschickt, um dort den Ursprung der Apokalypse zu untersuchen. Gilliam schlägt hier so viele irrsinnige Haken, daß man bis zur letzten Szene nie genau weiß, was man da eigentlich ansieht: einen Fiebertraum, ein Menetekel oder einen futuristischen Thriller? (hip) Cinema, Modernes, UT-Kino, UFA-Palast Muwi-Filmkunst (OL)
A Countess From Hong Kong Großbritannien 1966, R: Charles Chaplin, D: Marlon Brando, Sophia Loren, Charles Chaplin / Originalfassung
„Der einzige Lichtblick in dieser trivialen Geschichte ist Sophia Loren, die mit ihrem Charme die Schwächen der Konstruktion zu überspielen versteht. Ihr Partner hingegen, Marlon Brando, darf meist nur mit grimmigem Gesichte einherschreiten, muß bei allem Getue mehr und minder passiv bleiben. Auch hier offenbart sich die Schwäche des Regisseurs, der weder für sein Thema noch für dessen bildliche Umsetzung einen einheitlichen Stil finden konnte. Wäre es nicht Charlie Chaplin - nach Shaw das einzige Genie, das der Film hervorgebracht hat -,“Die Gräfin von Hongkong“ wäre des Ärgers nicht wert. So bleibt nur die Trauer über einen großen Mann, der seinen Ruf selbst vernichtet.“ (Volker Baer) Kino 46
Alf – Der Film USA 1995, R: Dick Lowry, D: Martin Sheen, Miguel Ferrer
Es gibt ja kaum noch eine amerikanische Fernsehserie, die nicht im Kino endet. Während das ewig grantelnde Spacemonster im Original eine durchschnittliche US-Familie zur Verzweiflung treibt, piesackt es hier nun die Offiziere in einem Militärstützpunkt. Aber auch dabei besteht der einzige Lebenszweck des TV-ETs wieder in Lasagne und Katzenspeck. Ufa-Palast
The Birdcage USA 1996, R: Mike Nichols, D: Robin Williams, Gene Hackman, Nathan Lane
„Mike Nichols hat es sich leicht gemacht und einen vollständigen Abklatsch des Molinaro Films „Ein Käfig voller Narren“ geliefert, von allen Gags bis hin zu den rosa Socken des „fein“ gekleideten Albert. Michel Serrault gestaltete damals den schwierigeren Part des effiminierten Freundes viel subtiler, anrührender und menschlicher als der Broadway-Schauspieler Nathan Lane. Robin Williams als Nachtclubbesitzer ist ungewöhnlich zurückhaltend, ähnlich wie seinerzeit Ugo Tognazzi. Dagegen ist Gene Hackman als reaktionärer Senator dem schrecklich chargierenden Michel Gababru der alten Fassung weit überlegen. Alles in allem: alter Wein in rundum erneuerten Schläuchen.“ (epd-Film) Europa, UT-Kino und Wall/Ziegelhof-Kino (OL)
Chungking Express Hongkong 1994, R: Wong Kar-Wai, D: Brigitte Lin Chjing, Tony Leung, Faye Wang
„Wong Kar-Wais Film erzählt zwei nur lose miteinander verknüpfte Geschichten - beide über liebeskranke Polizisten, die sich mit Frauen einlassen, die nicht gut für sie sind. So waren früher einmal die Filme von Godard: schnell, aus der Hand gefilmt, witzig und sehr, sehr hip. In diesem Jahr der schönste Besuch im Heartbreak Hotel.“ (Time Out) Atelier
Dead Man Walking USA 1995, R: Tim Robbins, D: Susan Saradon, Sean Penn
Über weite Passagen wirkt der Film wie ein intimes Zweipersonenstück, in dem Sarandon und Penn ihre Rollen so tief ausloten, daß dabei viel mehr spürbar wird als nur der so gerne und oft bemühte Antagonismus zwischen der Heiligen und dem Monster. Auch hier verweigert uns Robbins die einfachen Antworten. (hip) Schauburg, UT-Kino und Wall/Ziegelhof-Kino (OL)
Diabolisch USA 1995, R: Jeremiah Chechik, D: Sharon Stone, Isabelle Adjani, Chazz Palminteri
„Was Henri-Georges Clouzot 1954 in seinem Film „Les Diaboliques“ erdachte, war eine wahrhaft teuflische Konstellation: ein Mann, zwei ihm verfallene Frauen, ein hinterhältiger Mordplan. Die Leinwand selbst wurde da zum schwankenden Untergrund von Verunsicherung, Trug und Verrat, aber auch sexueller Anziehungskraft gegen alles bessere Wissen. Ein Remake dieses Klassikers war von vornherein ein großspuriges Unterfangen, und der Kanadier Jeremiah Chechik scheitert mit einer Kläglichkeit, die eher Beileid den Spott herausfordert. Trotz seiner aparten Schauspielerwahl - Sharon Stone, Isabelle Adjani, dazu Chazz Palmeri - hat Chechik keinen Schimmer, wie sich das morbide Seelendrama für die Gegenwart neu erzählen ließe: auf in die Videothek also und die echten „Diaboliques“ leihen.“ (Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- und Ziegelhof– Kino
Dogman USA 1995, Tab Murphy, D: Tom Berenger, Barbara Hershey
„Als Western auf den Spuren von Costners „Der mit dem Wolf tanzt“ präsentiert sich das Regiedebüt des Drehbuchautors Tab Murphy (“Gorillas im Nebel“). Tom Berenger ist der bärbeißige Kopfgeldjäger Lewis Gate, der gemeinsam mit der Anthropologin Lilian Sloan (Barbara Hershey) die letzten Überlebenden der „Dogmen“ aufspürt, einer Art Elitetruppe der Cheyenne-Indianer. Wunderschöne Naturaufnahmen können jedoch nicht verhindern, daß sich der eine oder andere Gähner einschleicht.“ (TV-Spielfilm) UFA-Palast
Dracula – Tot aber Glücklich USA 1995, R: Mel Brooks, D: Leslie Nielsen, Peter MacNicol
„Brooks hat den immer zu Scherzen aufgelegten Leslie Nielsen engagiert, um einen bezaubernd dummen Dracula zu spielen, und so wird der Film zwangsläufig zu einer untoten Fortsetzung von „Die Nackte Kanone.“ (The New York Times) Ufa-Palast, UT-Kinocenter und Wall-Kino (OL)
Der dritte Frühling USA 1996, R: Howard Deutch, D: Walter Matthau, Jack Lemmon, Sophie Loren
„Der dritte Frühling treibt frische Säfte in die knorzigsten alten Bäume: die Nachbarn Matthau und Lemmon verzehren kregel ihre Rente – bis die üppig dekolletierte Nudelköchin Sophia Loren aufkreuzt und ausgerechnet dort ein Ristorante eröffnet, wo die Fischköppe bislang geruhsam ihre Angelschnüre auswarfen. Die Signora hat die erzürneten Zausel schnell am Haken. Das rabiat verknitterte Erotikon ist der neunte gemeinsame Film der Comedy-Kings Matthau und Lemmon.“ (Der Spiegel) City, Wall- Und Ziegehof-Kino (OL)
Einsame Entscheidung USA 1996, R: Stuart Baird, D: Kurt Russell, Steven Seagal
„An Bord einer entführten Passagiermaschine will ein arabischer Fanatiker tödliches Nervengas nach Amerika bringen, um Washington und die Bevölkerung der gesammten Ostküste auszulöschen. Für ein Team von Spezialisten beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Ein Antiterroristenfilm, in dem Actionheld Steven Seagal das erste Viertel nicht überlebt: das Regiedebüt des Cutters Stuart Baird erweist sich innerhalb des Genres als intellignetes Kammerspiel mit präziser Figurenzeichnung und gleichzeitig als bester Adrenalinstoß seit der „Stirb langsam“-Trilogie.“ (tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter und Wall/Ziegelhof-Kinos (OL)
Ein Schweinchen namens Babe USA 1995, R: Chris Noonan, D: James Cromwell, Magda Szubanski
„Das muß man erstmal auf die Beine stellen: Sprechende Tiere in einem Spielfilm, und das als Unterhaltungsstück für alle von 8 bis 80. Chris Noonan setzte diese unverfrorene Viecherei beschwingt und schweinisch gut in Szene.“ (Bremer) Schauburg, UT-Kinocenter
Eins und eins macht vier USA 1995, R: Andy Tennant, D: Deborah Dean Davis, Mary-Kate u. Ashley Olsen, Kirstie Alley
„Weil sie sich zum Verwechseln ähnlich sehen, fassen die Waise Amanda und die Halbwaise Alyssa einen Plan: Für einen Tag tauschen sie die Rollen. Das brav inszenierte Märchen vom doppelten Lottchen erfreut durch die putzigen Zwillinge und die süße Kirstie Alley.“ (TV-Spielfilm) City und UT-Kinocenter
Fellinis Achteinhalb Italien 1963, R: Federico Fellini, D: Marcello Mastroianni, Claudia Cardinale
„8 1/2“ bekam viele Preise, wurde mit Themen und Erzähltechniken von Joyce, Proust, Pirandello, Moravia, Bergmann und Resnais verglichen. Mann bejubelte ihn als „Fellinis Göttliche Komödie“ und beklagte ihn als „Masturbation eines Genies“. Verglichen mit Wilders „Sunset Boulevards“, Truffauts „Amerikanischer Nacht“, Bogdanovichs „Nickelodeon“ oder Wenders „Stand der Dinge“ aber bleibt „8 1/2“ die schönste, die grandioseste aller gefilmten Regisseursbeichten.“ (Wolf Donner) Kino 46
Ferien auf Saltkrokan Schweden 1964, R: Olle Hellbom
Kongeniale Verfilmung von Astrid Lindgrens Roman, über die in der Süddeutschen Zeitung so geschwärmt wurde: „Es ist Sommmer, man fühlt ihn auf der Haut, man ist Malin oder Niklas oder Melcher oder Teddy. Und die eigentliche Handlung? Gibt es nicht, es sei denn: Sommer auf einer Insel. Fischen, Baden, Umherstreifen, Träumen; oder: Familienalltag und -sonntag, Freundschaft mit Menschen und Tieren“ Gondel
Der geheime Garten USA 1992, R: Agnieszka Holand, D: Kate Maberly, Maggie Smith
„Drei Kinder erfahren durch die gemeinsame Neugestaltung eines alten verwilderten Gartens den Wert der Freundschaft und wichtige Veränderungen ihres Lebens, wovon auch die Erwachsenen ihrer Umgebung berührt werden. Eine von dichter Atmosphäre und genauer Psychologie geprägte Schilderung von menschlicher Selbstverlorenheit und Selbstfindung. Der Zusatz von Sentimentalität und einer Fülle von märchenhaften Zügen, Symbolik und Metaphern wird vor allem durch die hervorragende kindliche Darstellung abgemildert.“ (Filmdienst) Kino 46
Das Geheimnis der Braut USA 1994, R: Kayo Hatta, D: Youki Kudoh, Akira Takayama
„Hawaii um die Jahrhundertwende. Die Japaner, die auf den Zuckerrohrplantagen arbeiten, finden eine Ehefrau meistens per Heiratsannonce. In ihrem Erstling erzählt Kayo Hatto die Geschichte der jungen Ryo und ihres Ehemanns, der seine Braut mit dem Foto eines Jüngeren auf die Südsee-Insel gelockt hat. Ohne die erbärmlichen Lebensbedingungen der japanischen Plantagenarbeiter zu beschönigen, ist der Filmemacherin ein poetischer Film gelungen. Stehen die leidenschaftlichen Auseinandersetzungen der Hauptfiguren auch immer im Vordergrund, so führt ihre langsame Annäherung doch in ein kollektives Erlebnis: die unheroische Vorbereitung zum Streik.“ (tip) Atlantis
Das Glück liegt in der Wiese Frankreich 1995, R: Etienne Chatiliez, D: Michel Serraut, Eddy Mitchell, Carmen Maura
„Francis fabriziert Klobrillen - das sieht man seinem Leben an. Die Ehefrau zetert und zwickt, die Fabrik versackt im Chaos, und die Bank verweigert weitere Kredite. Alles „merde“, kurz gesagt. Erst als eine attaktive Unbekannte im Fernsehen nach ihrem lang verschollenen Gatten fahndet, wendet sich das Blatt des Pantoffelhelden: er sieht aus wie der Gatte - und beschließt bald, sich als selbiger auszugeben. Aus diese Flucht in ein neues Leben hat Etzienne Chatiliez (“Das Leben ist ein langer ruhiger Fluß“) ein gallische Satire gemacht, der die rechte Galle fehlt. Denn sein großäugiger Trauerkloß, gespielt von Michel Serrault, stolpert in ein Idyll auf dem Bauernhof, daß der Filmemacher nach Kräften verherrlicht. Motto: Wenn es noch solchen Wein und solche Weiber gibt, ist Frankreich nicht verloren.“ (Der Spiegel) Cinema, UFA-Stern, Apollo
Hera Linds – Das Superweib Deutschland 1995, R: Sönke Wortmann, D: Veronica Ferres, Joachim Krol
„Ein Bestsellerautor, ein Erfolgsregisseur, eine bewährte Besetzung, ein dynamischer Produzent: Was soll da schiefgehen? Wortmann ist sicher einer der talentiertesten deutschen Komödienmacher. Das merkt man auch dem Film an, obwohl alles ein bißchen nach Routine riecht.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Stern
Klamek Ji Bo Beko - Ein Lied für Beko Armenien/Deutschland 1992, R: Nizamettin Aric, D: Nizamettin Aric / Originalfassung mit Untertiteln
„Dies ist der erste kurdische und kurdischsprachige Spielfilm, der hierzulande gezeigt wird. Regisseur Nizamettin Aric hat für sein 1992 gedrehtes Erstlingswerk - in welchem er auch die Hauptrolle spielt, für das er die Musik komponiert und zusammen mit Christian Kernich das Drehbuch geschrieben hat - bereits zwei Preise bei den Filmfestspielen in Venedig erhalten. Es ist die Ruhe in diesem Film, die aufwühlt. Immer wieder und ausdauernd zeigt die Kamera Gesichter. Gesichter voller Sehnsucht und Hoffnung, Stolz und Kraft. Wie die Bilder der Landschaften: die Steinwüste der Osttürkei, das karstige Gebirge im Irak, die endlos weiten Fläche, die warmen Farben der Erde. Und dazu stets ein großes Stück Himmel.“ (taz) Kino 46
Der Kontrakt des Zeichners Großbritannien 1984, R: Peter Greenaway
„Angesiedelt in einem englischen Landsitz im Sommer des Jahres 1694, ist dieser formalistische Scherz von Peter Greenaway eine Fantasie über Täuschungen der Perspektive und über die Beziehungen zwischen dem Künstler, seiner Kunst und der Welt. Er ist auch eine Opferungsfantasie: der Zeichner, eine Liebhaber von Landschaften, wird angegriffen und zerstört von denen, die nur den Besitz lieben. Der Film ist manieriert, die Dialoge sind so schalkhaft gezwitschert, daß sie höher gestimmt scheinen als eine Hundeflöte und die Personen sind Gecken in Perücken, die so geometrisch geformt sind wie die Hecken von Marienbad.“ (Pauline Kael) Gondel
Das Kuckucksei USA 1988, R: Paul Bogart, D: Matthew Broderick, Anne Bancroft
„Es geht um das Leben und Lieben eines etwas schüchternen, jüdischen Travestie-Künstlers in New York, und seine Suche nach dem Glück in einer brutalen Welt. Es ist ein schwule Geschichte, gleichzeitig auch eine Liebesgeschichte mit alle Tiefen und Highlights. Ein Film, wie man so schön sagt, über Hoffnungen, Träume, Enttäuschungen und Mut zu einem selbstbestimmten Leben. Und das Ding ist wirklich witzig.“ (tip) Kino 46, BGH. Vegesack
Leaving Las Vegas USA 1995, R: Mike Figgis, D: Nicolas Cage, Elisabeth Shue, Julian Sands
„Cage zeichnet hier das Portrait eines Mannes in einem Teufelskreis aus Trunkenheit, Delirium Tremens, Bewußtlosigkeit, Kater und kurzen Phasen von schmerzhafter Nüchternheit. Er ist oft schlagfertig, nie komisch und manchmal ekelhaft in seinem Benehmen. Anders als der Trinker in „Lost Weekend“ kann auch die Liebe einer guten Frau ihn nicht retten. Trotzdem begegnet er ihr in der Person der attraktiven Sera, einer jungen Prostituierten, die auch mit ihrem Leben nicht klarkommt. Shue gelingt es, diese Klischeefigur mit viel Persönlichkeit und Tiefe zu beleben. Sie ist für Cage ein tröstender Engel des Todes, und in der letzten Szene sitzt sie neben seinem Leichnam in einem billigen Motel. Dieses Bild hat die karge Schönheit eines Gemäldes von Edward Hopper.“ (The Observer) Schauburg, Casablanca, UT-Kinocenter
Mein Vater der Gastarbeiter Deutschland 1995, R: Yükset Yavuz
„Dokumentarfilme, die poetisch, humorvoll, fragend und aufklärerisch zugleich sind, gibt es nur wenige. Dies ist einer von ihnen. Der Vater des Regisseurs zieht 1968 aus türkisch Kurdistan nach Hamburg. Als er 1984 zurückkehrt, bleiben seine Kinder hier. Abermal 10 Jahre später besucht sein Sohn seine Eltern in ihrem Dorf, das wegen des staatlichen Terrors fast verwaist ist und lädt sie zu sich nach Hamburg ein. In der Rekonstruktion der gemeinsamen Geschichte wird deutlich, wie fremd sich ihre jeweiligen Welten sind. Beiden gemeinsam ist nur der Verlust der Heimat.“ (Evangelischer Mediendienst) Cinema
Michel in der Suppenschüssel Schweden 1971, R: Olle Hellbom, D: Jan Ohlson
Lustiger Kinderfilm über die Erlebnisse und Streiche des kleinen Michel. Der Regisseur der Pippi Langstrumpf-Film durfte auch mal einen Film über einen frechen Jungen drehen. Das Buch stammt natürlich von Astrid Lindgren. Atlantis
Murder in the First USA 1995, R: Marc Rocco, D: Christian Slater, Kevin Bacon, Gary Oldman
„Der brutale Strafvollzug auf der Insel Alcatraz vor San Francisco ist immer wieder für ein Sträflingsdrama gut. Diesmal ist es Kevon Bacon, der als Henry Young nach einem mißglückten Fluchtversuch im stockdunklen Verließ unter der Haftanstalt landet. Eigentlich hat dieser Film alles, was zu seinem Gelingen nötig wäre: drei Schauspieler der ersten Reige, eine wahre Begebenheit als Grundlage, ein bewegendes Thema, einen beeindruckenden Schauplatz und eine starke moralische Botschaft. Fehlt nur noch ein guter Regisseur. Doch Marc Rocco läßt seine Schauspieler mit dem Plot allein, schwelgt statt dessen in optischen Mätzchen, verzettelt sich in Details und übertreibt pathetisch, ohne dabei den Zuschauer wirklich zu erreichen.“ (Simone Schellhammer) UFA-Stern
Nach Fünf im Urwald Deutschland 1995, R: Hans-Christian Schmid, D: Franka Potente, Axel Milberg
„Warum soll man nach fünf nicht in den Urwald gehen ? Die Antwort wird nicht verraten, weil sie der „running gag“ in Hans-Christian Schmids witziger Generationsstudie ist. Anna ist 17 umd mit allen Problemen geschlagen, die ein Teenager so haben kann. Sie lebt in einer Kleinstadt, in der ihr Vater, ein biederer Altlinker, Bürgermeister werden will. Ihre kleine Schwester ist viel schlauer als sie, und Mutter versteht sich hauptsächlich als Stütze des Vaters.“ (epd-Film) UFA-Stern, Casablanca (OL)
Nur aus Liebe Deutschland 1996 R: Dennis Satin, D: Katja Riemann, Hannes Jaenicke
„Ganz schön tough, Katja Riemann: Die Beziehungskomödien-Beauftragte des deutschen Films in einem Actionkrimi. An der Seite der im härteren Genre bereits routinierten Hannes Jaenicke und Heinz Hoenig spielt sie die Berliner Taxifahrerin Ella, die es allein mit der Russenmafia aufnimmt. Der 28jährige Regisseur Dennis Satin kann sich in seinem teils komischen, teils aber auch hölzern konstruierten Kinodebüt größtenteils auf seine Darsteller verlassen: Katja & Co. überspielen die Schwächen der Handlung.“ (TV-Spielfilm) City, UT-Kinocenter und Wall- & Ziegelhof-Kino (OL)
Pippi Langstrumpfs neueste Streiche USA 1987, R: Ken Annakin, D: Tami Erin
„Nun hat auch Hollywood Pippi Langstrumpf entdeckt. Die Neuauflage ist auf typisch amerikanische Weise bunt, laut und fröhlich. Aber diese moralisierende Mischung aus Abenteuer, Action und Musical vermag einfach nicht zu begeistern. Dafür ist die flügellahmen Inszenierung zu uninspiriert und vor allem: aus dem bewunderungswürtigen Satansbraten ist eine allzu brave Schülerin geworden.“ (Fischer Film Almanach) UFA-Palast
Das Rosenbett USA 1996, R: Michael Goldenberg, D: Christian Slater, Mary Stuart Masterson
„Junge trifft Mädchen, Junge verliert Mädchen, Junge gewinnt Mädchen zurück. Während diese betörend schlichte Formel bei den meisten Liebesfilmen funktioniert, erscheint sie hier platt und phantasielos. Zu sehr auf schicke, Clip-kompatible Bilder konzentriert, vergißt Goldenberg, die Tiefen und Spannungen einer schwierigen Beziehung auszuloten. Weder glaubt man Mary Stuart Masterson die toughe Geschäftsfrau, noch kauft man dem Blumenlieferanten Christian Slater ab, einst ein hochbezahlter Manager gewesen zu sein.“ (tip) UFA-Palast
Roula - Dunkle Geheimnisse Deutschland 1995, R: Martin Enlen, D: Anica Dobra, Martin Umbach
„Zusammen mit seiner Tochter verbringt Leon die Ferien in einer dänischen Bungalowsiedlung. Er verliebt sich in die Verwalterin Roula. Diese ist mit ihrem Vater in ein ritualisiertes Verhältnis inzestiöser Abhängigkeit verstrickt. Schnell wird der Zuschauer in die mysteriöse Beziehung eingeweiht, der Wissensvorsprung sorgt für Suspense. Inzest ist hier Teil eines detektivischen Puzzles, in dem der kriminalistische Kniff eine Distanz schafft, die das prekäre Thema vor dem sozialtherapeutischen Versumpfen und der ewigen Betroffenheit bewahrt.“ (tip) Filmstudio
Sara Iran 1994, R: Dariush Mehrjui, D: Behzad Khodaveisei, Fatemeh Azrah / Originalfassung mit englischen Untertiteln
Eine in das heutige Iran verlegte, preisgekrönte Adaption von Ibsens „Nora“: Weil ihr Mann Hessam für eine dringende ärtliche Behandlung eine teuer Reise antreten muß, leiht sich Sarah heimlich Geld und behauptet, dieses von ihrem Vater geerbt zu haben. Als ihr Mann später die Wahrheit erfährt, kommt es zum Streit. Kino 46
Der scharlachrote Buchstabe USA 1995, R: Roland Joffe , D: Demi Moore, Gary Oldman, Robert Duvall
„Sage noch jemand, Hollywood haben mit den Jahren Skrupel beim Verhunzen literarischer Klassiker entwickelt. Nathaniel Hawthornes Puritanersaga verwandelt sich in dieser Leinwandadaption in einen kitschigen und kreuzlangen Lore-Roman von der tapferen kleinen Frau, die sich im Namen der Liebe mit den hartherzigen Sittenaposteln des 17. Jahrhunderts anlegt.“ (Der Spiegel) Gondel
Schnappt Shorty USA 1995, R: Barry Sonnenfeld, D: John Travolta, Gene Hackmann
„Der sarkastische Grundton des Schriftstellers Elmore Leonard geht leider in den meisten Filmen, die auf seinen Romanen basieren, verloren, aber Sonnnefelds Film fängt seine souveräne Lakonie schön ein. Und weil „Get Shorty“ auch von Hollywood erzählt, paßt hier sein hinterhältiger Spott ideal. Der Witz dabei ist, daß der Filmheld Chili Palmer selbst ein eingefleischter Cineast ist und es liebt, von den smarten Gangsterfilmen zu erzählen, die ihm so gefallen. „Schnappt Shorty“ gehört mit auf diese Liste.“ (New York Times) Modernes
Sinn und Sinnlichkeit England 1995, R: Ang Lee, D: Emma Thompson, Hugh Grant u.a.
Statt aus der episch breiten Story um die Dashwood-Schwestern und ihrem Liebeswerben eine flache Ausstattungs-Orgie a la Merchant Ivory zu machen, hat Ang Lee so viel Laura Ashley-Atmosphäre wie nötig und so viel ironische Distanz wie möglich in seinen Film gesteckt. Wobei Emma Thompson als verstandesgeleitete Elinor um Hugh Grant (von Ang Lee am Herumkaspern wirksam gehindert) wirbt und ihre Schwester Marianne (Kate Winslet) sich Hals über Kopf in einen nicht ganz ehrenhaften Beau verliebt. (Mu) City
Sudden Death USA 1995, R: Peter Hyams, D: Jean-Claude Van Damme
„Sudden Death konfrontiert uns mit der ja beinahe alltäglichen Situation eines geplanten Terroranschlags auf ein Eisstadion, in dem zwei Eishockey-Teams um den Stanley-Cup spielen. Ohne den belgischen Sagenheld Van Damme als Feuerwehrmann und Inkognito-Torwart gäbe es bei dieser Party ausschließlich Verlierer.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Stern
Toy Story USA 1995, R: John Lasseter
Das Spielzeug scheint wirklich auf der Leinwand lebendig zu werden. Die Abenteuer von Woody & Buzz sind zwar nicht ganz so originell und witzig wie die handgekneteten von „Wallace & Gromit“, aber dennoch ist „Toy Story“ schönstes Unterhaltungskino. Und das nicht nur für Kinder, sondern auch für alle Kindsköpfe, die sich noch gerne an ihr eigenes Lieblingsspielzeug erinnern. (hip) Schauburg, UFA-Palast, UT-Kinocenter und Wall- & Ziegelhof-Kino
Two Much – Zwei Zuviel USA 1995, R: Fernando Trueba, D: Antonio Banderas, Melanie Griffith
„Offensichtlich hatte Regisseur Fernando Trueba eine klassischen Verwechslungskomödie im Sinn. Doch die braucht neben spritzigen Dialogen vor allem das richtige Maß an Tempo und Timing. „Two Much“ läßt beides vermissen. Was bleibt, ist die halbwegs amüsante One-man-Show des Antonio Banderas, der auf dem besten Wege vom Sexobjekt zum charmanten Verführer ist.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Stern
Vanja auf der 42. Straße USA/Großbritannien 1994, R: Louis Malle, D: Wallace Shawn, Andre Gregory
Malle filmte keine normale Theaterinszenierung ab, sondern sein Film wirkt wie eine Dokumentation der Proben, die Wallace Shawn und Andre Gregory mit einigen Freunden in einem kleinen Theater - nur so zum Spaß - veranstalten. „Onkel Wanja“ gilt als Tschechows düsterstes Stück, aber der Autor selber bestand darauf, daß es eine Komödie sei. Malle gelingt es diese Ambivalenz einzufangen, denn bei aller Intensität spürt man auch immer eine ironische Distanz. Und dem wunderbaren Wallace Shawn sitzt auch bei den verzweifelsten Temperamentsausbrüchen noch der Schalk im Nacken. (hip) Gondel
Wolken ziehen vorüber Finnland 1996, R: Aki Kaurismäki, D: Kati Outinnen, Kari Väänänen
„Das hier gezeigte Elend, das kein extremes ist, sondern eines, das schleichend herankommt und „normale Leute“ trifft, ruft ein immens großes Mitleid für die liebevoll gezeichnete Figuren hervor. Doch trotz der düsteren Themen Arbeitslosigkeit und Rezession ist das neue Werk des Finnen Aki Kaurismäki erstaunlich optimistisch. Bei aller Tragik brechen sich die komischen Zwischentöne durch die Minimalistik der Dialoge, Mimik und Gestik Bahn. Die dem 1995 verstorbenen Stamm-Schauspieler Kaurismäkis, Matti Pelonpää, gewidmete Tragikomödie ist ein warmherziges, poetisches Märchen.“ (Nina Grundmann) Schauburg
Yek Bar Baraye Hamisheh (Ein für allemal) Iran 1993, R: Sirus Alvand, D: Khosro Shakibai / Originalfassung mit englischen Untertiteln
Ein Iraner will auswandern, wobei er aber auf diverse Schwierigkeiten stößt. Kino 46
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