: Zusammenrücken gegen die Sparkälte
■ StudentInnen und Gewerkschaften wollen Proteste fortsetzen und über ein Bündnis reden. Gespräch mit Diepgen und Radunski „brachte nix“. Hochschule der Künste bilanzierte kreative Aktionswoche
Ein Bündnis von Hochschulen und Gewerkschaften gegen die Sparpläne des Senats nimmt immer deutlicher Gestalt an. Laut Asta der FU wird derzeit an einem Papier formuliert, in dem die Solidarität mit der ÖTV und mögliche gemeinsame Aktionen im Mittelpunkt stehen. Umgekehrt bezogen sich VertreterInnen der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) in ihren Ansprachen während des Warnstreiks in den Banken deutlich positiv auf die Anliegen der SchülerInnen und StudentInnen. „Es ist ein großes Anliegen von uns, dieses gesellschaftliche Bündnis aufzubauen und uns gegenseitig zu unterstützen“, so Elke Breitenbach, Jugendsekretärin bei der HBV. Die Proteste an den Unis sollen auch in der nächsten Woche weitergehen, so war übereinstimmend aus FU, TU und HUB zu hören, aber mehr als bisher soll in Teach- ins und Gesprächen mit potentiellen Bündnispartnern eine gemeinsame Strategie gegen Sozialabbau entworfen werden.
HBV-Funktionärin Breitenbach war Mitglied jener Delegation, die vorgestern mit dem Regierenden Bürgermeister und dem Wissenschaftssenator über die Auswirkungen der Sparpolitik diskutierte – „ergebnislos“, wie sie fand. Die Politiker hatten eigentlich nur mit Studierenden und nur über Hochschulpolitik reden wollen. Doch nach einem längeren Briefwechsel hatte die Landesastenkonferenz durchsetzen können, daß „entsprechend der politischen Breite der Proteste“ auch VertreterInnen der HBV, der SchülerInnen und der Kinder- und Jugendprojekte mit diskutieren konnten. Konsterniert nahm die HBV-Frau zur Kenntnis, daß die Politiker die Existenz des Bündnisses gegen Sozialabbau und Ausgrenzung, das bereits mehrere Großdemonstrationen organisiert hatte, in Abrede stellten.
Ein weiteres Gespräch mit dem SPD-Fraktionschef Klaus Böger soll am Donnerstag folgen. Auch die Aktionen gehen weiter, unter anderem am Dienstag mit einem „24-Stunden-Rennen“ um den Ernst-Reuter-Platz.
StudentInnen und ProfessorInnen der Hdk zogen gestern Bilanz der vergangenen Aktionswoche und kündigten an, die „Nadelstich- Stadtguerilla-Taktik“ des Protests solle fortgesetzt werden. Gleichzeitig sollen sich Arbeitsgruppen mit der Umstrukturierung und Fachbereichsneugestaltung an der HdK befassen. In der vergangenen Woche überzogen Studierende der HdK die Stadt mit spektakulären „Happenings“: So stürmte eine Gruppe die Bühne des Schiller Theaters nach einer Aufführung der Castorf-Inszenierung von „Herr Puntila und sein Knecht Matti“. Die 800 Zuschauer wurden als Geiseln genommen. Auf dem Ku'damm machten Künstler auf 30 Meter Packpapier ihrer „Wut über die Sparmaßnahmen des Senats Luft“, und am Kleistpark entkleideten sich Studierende „bis auf das letzte Hemd“ und veranstalteten ein öffentliches Aktzeichnen.
„Seit Jahren haben wir eine Umstrukturierung gefordert, und jetzt erstellen die einen Plan, ohne unsere Interessen zu berücksichtigen“, moniert Jan Warneke, Sprecher des Aktionsrates. „Laßt uns mit unseren kreativen Pfunden wuchern!“ lautet dagegen die Parole des „Büros für außerordentliche Maßnahmen“ an der Hochschule der Künste. Ute Scheub, Stephanie v. Oppen
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