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Bremen hofft auf Reeder aus Genua

Bisher gibt es noch keine neuen Aufträge für die Bremer Werften. Für die Konkurrenzfähigkeit wird malocht: 55 Stunden Arbeit für 30 Stundenlöhne. Konkursmasse noch unklar  ■ Aus Bremen Klaus Wolschner

Am Dienstag hat der Konkursverwalter des Vulkan-Verbundes, Jobst Wellensiek, in Genua mit dem Reeder Costa persönlich verhandelt. Es ging ihm um die Zusage, daß die Bremer Werften das zweite große Kreuzfahrtschiff fertigstellen sollen – vergeblich. Signore Costa hat Zeit. Französische Werften reißen sich um den lukrativen Auftrag. Erst Ende Juli, so beschied Costa, werde er sich entscheiden.

Aber Ende Juli ist alles zu spät, glauben die Werftarbeiter aus Bremen. Schon in der nächsten Woche soll ein Container-Frachter aus den Docks rausgeschleppt werden. Es ist vielleicht der letzte Faustpfand, den sie haben, denken viele Arbeiter. Neue Aufträge für Container-Schiffe soll es nur geben, wenn die Arbeitskosten um 20 Prozent gedrückt werden. Neue Aufträge eines griechischen Reeders für Passagier-Schiffe scheiterten gerade daran, daß der alte Vulkan sie zu einem Dumpingpreis hereingenommen hatte, der die Kosten nicht deckt. Und wenn in den nächsten Wochen keine Arbeit da ist, dann wird auch nichts aus dem lukrativen Fregatten-Auftrag, den die Bundesmarine spendiert hat; er kommt dann nämlich schlichtweg zu spät. Vor der Arbeit auf den Docks müssen erst noch die Konstruktionspläne gezeichnet werden. Dabei hatten Kriegsschiffe schon in den vergangenen Jahren die Kassen des Vulkan immer wieder aufgefüllt.

Die einzige Bremer Werft, die derzeit noch eine Chance für einen Vergleich sieht, ist die Reparatur- Werft „Lloyd“ in Bremerhaven. Aber auch dort geht es um eine drastische Senkung der Arbeitskosten. Die Tarifverträge werde er selbstverständlich respektieren, hatte Werft-Chef Haake jüngst offen erklärt; aber eine halbe Stunde früher kommen und eine halbe Stunden später gehen, das müsse dann doch sein. Daß zudem Überstunden und Wochenendarbeit nicht zusätzlich bezahlt werden, ist inzwischen selbstverständlich auf den Bremer Werften. Rein formal werden die Stunden auf einem „Arbeitskonto“ gutgeschrieben. Damit ist die Welt auf dem Papier in Ordnung: Irgendwann, so die Lesart, werde die zusätzliche Arbeit auch zusätzlich auszahlt oder bezahlt abgefeiert. Bis zu 55 Stunden kloppen viele in diesen Tagen, die noch Arbeit haben. Bezahlt werden sie für 30 Stunden. Und die Hälfte der Belegschaft schiebt Kurzarbeit null.

Den Arbeitern ist klar, daß sie am Ende vor allem für die Bremischen Bürgschaftsrisiken gearbeitet haben, wenn es keine Anschlußaufträge und kein Investitionskonzept gibt. Denn das Land hatte in den letzten Monaten einige hundert Millionen Kredite verbürgt, so daß die Banken viele ihrer Kredite absichern konnten. Wenn es jetzt zum großen Kladderadatsch kommen würde, erklärte frühere Werft- Chef Friedrich Hennemann, dann riskieren die Banken nur noch wenig. Wieviel das Land Bremen riskiert, wollte der Finanzsenator auf eine Anfrage des Grünen Ralf Fücks lieber nicht so genau sagen.

Im Bremer Vulkan-Untersuchungsausschuß wird man im Herbst die Frage zu klären versuchen, warum in den letzten Monaten, nachdem die Commerzbank dem Vulkan die rote Karte gezeigt hatte, die Spitzen der großen Koalition in Bremen auch gegen den Rat ihrer eigenen Fachbeamten Risiko für Risiko übernommen haben. Entscheidend für die nächsten Monate wird sein, ob über den Verkauf der Elektronik-Tochter STN mindestens 200 Millionen in die Konkurskasse kommen und ob die Gläubiger zustimmen, daß dieses Geld in die Werften investiert wird. Daß die Gläubiger – unter ihnen die Ost-Werften mit ihren 854 Millionen „Beihilfen“ – nennenswerte Summen aus der Konkursmasse wiedersehen, daran glaubt niemand.

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