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Gerüchte über Verbleib Karadžić' an der Macht

■ Karadžić soll alle Funktionen behalten, aber nicht öffentlich auftreten. Eine schriftliche Vereinbarung wurde abgelehnt. Offizielles Dementi von seiten der Nato

Genf (taz) – Das Verwirrspiel um die künftige Rolle von Radovan Karadžić hält an. Die USA und ihre westlichen Verbündeten hätten zugestimmt, daß der als Kriegsverbrecher angeklagte bosnische Serbenführer an der Macht bleiben kann, hatte die New York Times am Donnerstag unter Berufung auf hohe US-Regierungsvertreter und andere westliche Offizielle aus Sarajavo berichtet.

Gestern veröffentlichte die Zeitung Dementis ebenfalls von hohen US- Offiziellen sowie eines Nato-Diplomaten in Brüssel. Laut der ersten, äußerst detaillierten Geschichte sollen der US-Sonderbeauftragte für Ex-Jugoslawien, John Kornblum, sowie der internationale Koordinator für den zivilen Wiederaufbau, Carl Bildt, am Mittwoch in Belgrad mit Serbiens Präsident Slobodan Milosević die künftige Rolle Karadžićs ausgehandelt haben. Danach soll Karadžić – im Widerspruch zu den Bestimmungen des Dayton-Abkommens – in seiner Funktion als Präsident der Serbischen Teilrepublik verbleiben, allerdings nicht mehr öffentlich und in den Medien auftreten oder an Sitzungen von Regierung und Parlament in Pale teilnehmen. Weiterhin dürfe Karadžić „informelle Treffen“ mit der Führung der bosnischen Serben abhalten. Auch könne er weiterhin telefonischen Kontakt halten, zitiert die New York Times „westliche Offizielle“. Nach Angaben von Milosević sowie führender VertreterInnen der bosnischen Serben soll Karadžić den Handel „akzeptiert“ haben. Der bosnisch-serbische Parlamentssprecher Momcilo Krajisnik habe vorgeschlagen, die ganze Vereinbarung schriftlich zu fixieren.

Dies habe Bildt allerdings abgelehnt, aus Sorge, eine schriftliche Vereinbarung könne die offiziell erklärte westliche Haltung unglaubwürdig erscheinen lassen, wonach Karadžić festgenommen und vor das Tribunal in Den Haag gebracht werden soll.

Bei dieser Haltung bleibe es, heißt es in den gestern veröffentlichten Dementis eines US-Regierungsvertreters und eines Brüsseler Nato-Diplomaten. Es habe keinen Handel mit Milosević gegeben. Der serbische Präsident wollte sich nicht zu Meldungen äußern, wonach er Karadžić und dessen ebenfalls als Kriegsverbrecher angeklagten General Ratko Mladić „angeboten“ habe, auf Kosten Serbiens in Den Haag zu „wohnen“ – außerhalb der Untersuchungszellen. Sowohl in Belgrad wie in Sarajevo wurden allerdings Meldungen dementiert, wonach Mladić, der am Dienstag in Belgrad mit Milosević zusammengetroffen war, in Serbien festgehalten und an der Rückreise nach Bosnien gehindert werde. Andreas Zumach

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