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Hauptsache, die Freaks sind raus aus der Stadt

■ Polizei eskortiert Bauwägler auf Delmenhorster Privatgrund. Jetzt soll es Brinkum sein.

Der Vereins-Trecker hat einen Totalschaden, ein anderer ist auch schon halb hinüber, nur der geliehene Traktor läuft noch. Bremens heimatlose BauwäglerInnen haben eine Pfingst-Odyssee hinter sich. Samstag morgen vertrieb sie das Stadtamt nach einer Eingabe von Innensenator Ralf Borttscheller und seinem Staatsrat Hans-Georg von Bock und Polach aus der Hansestadt. Sie sollten nach Delmenhorst, das zugewiesene Grundstück erwies sich jedoch als privat. Jetzt stehen die 17 Bauwagen in Brinkum am Rodendamm neben dem dortigen Landfahrerplatz.

„Wir werden jetzt Anzeige gegen die Stadt Bremen wegen Aussetzung erheben“, sagte gestern einer von Kwell e.V., dem Bauwägler-Verein, im windschiefen Info-Zelt auf der Breminale. Dort sammelten einige Kwell-Leute – einer verbrachte die Nächte auf der Bingo-Bühne gegenüber – Unterschriften gegen ihre Ausweisung. 1.500 kamen bis Montag abend zusammen. Von „Ihr seid toll“ bis „Wohnt doch in der Weser“ reichten die Kommentare der Breminale-Gäste. „Kwell e.V.“ verteilte außerdem eine im PDS-Büro gedruckte Zeitung, startete eine weltweite Fax-Aktion und wandte sich an Hans Koschnick, Gerhard Schröder, Roman Herzog und die Vereinten Nationen. Koschnick wolle sich einsetzen.

Hilfe hatte es Samstag morgen auch von Bremens Polizei gegeben: Die Bauwagenkolonne wurde nach Delmenhorst eskortiert. Die ehemaligen WeidedammerInnen (die seit September 95 nun neun mal umgezogen sind) wurden auf einem eingefriedeten Privatgelände abgestellt. Dem folgte der Protest des Eigentümers. Der Brinkumer Platz wurde daraufhin ausgemacht, der jedoch laut Gemeinde „eigentlich nur Sinti- und Roma-Familien zur Verfügung steht“. sip

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