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Mündige Bürger

■ betr.: „Triumph der PDS“, taz vom 7. 5. 96

Machen es sich Christoph Seils im obengenannten Kommentar und viele andere Kommentatoren der gescheiterten Fusion nicht etwas zu leicht?

Was geschehen ist, ist doch eigentlich nur, daß die Mehrheit der Wähler dem Vorschlag der beiden großen Parteien SPD und CDU nicht gefolgt ist. Ob deshalb gleich die PDS als mehrheitsfähig einzustufen ist?

Ich jedenfalls habe bei meiner Entscheidung weniger auf die Partei geschielt, der ich sonst die Treue halte, sondern mich für mündig genug gehalten, nach Prüfung einiger Argumente das Für und Wider selbst entscheiden zu können. Und ich nehme mir die Freiheit, auch künftig wieder die von mir favorisierte Partei zu wählen, auch wenn mein Votum in Sachen Fusion von dieser Parteimeinung diesmal abgewichen

ist.

In der Vermutung und auch Hoffnung, daß sich viele andere Wähler ebenso verhalten haben, wage ich deshalb zu bezweifeln, daß die Position der PDS, bloß weil sie die Nase besser im Wind hatte als andere, auf diese Weise entscheidend gestärkt worden ist. Hartmut Glänzel

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