: Dissidenten in Haft
■ Vor dem Tiananmen-Jahrestag nimmt Chinas Polizei zwei Oppositionelle fest
Peking (AFP) – Eine Woche vor dem siebten Jahrestag des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens hat die chinesische Polizei zwei führende Dissidenten – Wang Donghai und Chen Longde – festgenommen. Die beiden Oppositionellen hatten mit fünf anderen in einer Petition an das chinesische Parlament eine Untersuchung des Blutbads sowie die Rehabilitierung der Demokratiebewegung und die Freilassung politischer Gefangener gefordert. Verwandte der beiden berichteten gestern von der Festnahme.
In der Petition setzten sich die Dissidenten dafür ein, daß die Familien der Getöteten entschädigt werden. Am 4. Juni 1989 waren auf dem Tiananmen-Platz mehrere hundert unbewaffnete und zumeist junge Demonstranten niedergemetzelt worden.
Der 49jährige Wang Donghai, der bereits seit Jahrzehnten zur chinesischen Opposition zählt, und der 36jährige Chen Longde wurden den Angaben zufolge bereits am Dienstag nachmittag in Hangzhou, der Hauptstadt der östlichen Provinz Zhejiang, festgenommen. Über das Schicksal der übrigen fünf Unterzeichner der Petition – Wu Gaoxing, Mao Guoliang, Ye Wenxiang, Fu Quan und Zhao Wanmin – wurde zunächst nichts bekannt. Wang war bereits an den Demokratiebewegungen von 1979 und 1989 beteiligt und verbrachte nach dem Tiananmen-Massaker zwei Jahre in Haft. Chen wurde nach dem Blutbad von Tiananmen drei Jahre lang eingesperrt.
In der Petition hieß es, Häftlinge wie Wei Jingsheng, Chen Ziming und Wang Dan müßten umgehend freigelassen werden. Die Regierung müsse sich für die Niederschlagung der Demokratiebewegung öffentlich entschuldigen. Bei Gesprächen am Runden Tisch sollten Vertreter aller gesellschaftlichen Gruppen über Verfassungsänderungen beraten, so daß Meinungs- und Pressefreiheit eingeführt werden könnten. „Das veraltete politische System ist nicht in der Lage, die aktuelle wirtschaftliche Lage zu lenken.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen