: PCB in der Milch
■ Rätselraten bei Hansano um Giftfunde
Hannover Bei Routineuntersuchungen des Milchbetriebs Hansano in Isernhagen bei Hannover, der auch für den Bremer Markt produziert, haben Veterinäre des Landkreises den krebserregenden Stoff PCB in der Sammelmilch gefunden. Einzelproben ergaben, daß die mit polychlorierten Biphenylen verseuchte Milch von einem Landwirt aus Garbsen stammt. Wie der Leiter der Abteilung Lebensmittelüberwachung des Landkreises Hannover, Rudolf Bach, am Dienstag weiter mitteilte, darf der Bauer seine Milch vorerst nicht mehr verkaufen.
Noch herrscht bei den Behörden Rätselraten über die Herkunft des Stoffes. Nach Angaben Bachs wurden geringe Mengen PCB im Heu des Landwirts festgestellt. Der hochgiftige Stoff sei möglicherweise über den Boden in die Nahrungskette der Kühe gelangt. Die Behörden prüfen derzeit, ob eventuell abgekippter Klärschlamm auf den Feldern des Bauern dabei eine Rolle spielt. Das PCB könnte aber auch aus Insekten- oder Holzschutzmitteln stammen, sagte Bach.
Bei einem ähnlichen Fall vor sieben Jahren in den Kreisen Celle und Northeim soll das PCB über Bindfäden, mit denen das Heu der Futterballen gebunden war, in die Nahrungskette gelangt sein. PCB gehören zur Gruppe der chlorierten Kohlenwasserstoffe. Sie werden in der chemischen Industrie als Kühlmittel und Hydraulikflüssigkeit verwendet.
In der Milch der am stärksten belasteteten Kuh im Stall des Bauern sei eine PCB-Konzentration von 0,2 Milligramm pro Kilogramm Fett nachgewiesen worden. Der Grenzwert liege jedoch bei 0,04 Milligramm, sagte Bach. Dennoch habe zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Verbraucher bestanden, sagte Hansano-Geschäftsführer Eckhard Riedmiller. Die von dem Garbsener Landwirt täglich angelieferten 200 Liter seien im Sammelwagen um ein Vielfaches verdünnt worden.
Das Hansano-Werk bei Hannover, das hauptsächlich Trinkmilch und Joghurt herstellt, verarbeitet etwa 380.000 Liter Milch am Tag. Nach Angaben des Geschäftsführers hat der genossenschaftliche Betrieb mit 360 Mitarbeitern in Isernhagen, Göttingen und Alfeld 1995 einen Umsatz von 373 Millionen Mark erwirtschaftet. dpa
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