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Nicht als Fotojournalist erkennbar

■ betr.: „Polizeisprecher behindert Fotografen“, taz vom 4.6. 96

Mit Bedauern muß ich feststellen, daß Uwe Rada in dem Artikel einige wesentliche Fakten unterschlägt.

Der Fotograf, der am Tag des öffentlichen Gelöbnisses vor dem Schloß Charlottenburg auf einem polizeilichen Absperrgitter herumturnte, ohne ersichtlichen Grund aus nächster Nähe Aufnahmen der hier eingesetzten Beamten machte und sie im Einsatz behinderte, war nicht als Fotojournalist erkennbar. Im Gegensatz zu allen in diesem Absperrbereich tätigen Journalisten trug er weder den eigens für diesen Anlaß geschaffenen und offen zu tragenden Presseausweis der Bundeswehr noch den amtlichen Presseausweis, noch eine von den journalistischen Berufsverbänden zur Verfügung gestellte gelbe Armbinde.

Erst als er von dem Leiter der Pressestelle aufgefordert wurde, sich zu legitimieren, zog er den Bundeswehr-Presseausweis und einen Presseausweis aus der Tasche. Beide Ausweise ließ er dann sofort wieder im Innern seiner Jacke verschwinden. Das von Uwe Rada zitierte „hitzige Wortgefecht“ hat es nicht gegeben, sieht man einmal davon ab, daß mich der – wie ich erst jetzt weiß – taz- Mitarbeiter laut schreiend beschimpfte.

Noch eine abschließende Bemerkung: Der Leiter der Polizeipressestelle Berlin ist kein Polizeibeamter und somit auch kein Uniformträger, sondern von Hause aus Journalist. Das zu seinem bemängelten Auftritt in Zivil. Aus langjähriger Berufserfahrung weiß er um die Schwierigkeiten, die beim Einsatz vor Ort zwischen Polizei und Presse entstehen können.

Aus diesem Grunde setzt die Polizeipressestelle bei größeren Ereignissen einen Info-Bus mit besonders ausgebildeten Beamten ein. Sie tragen Sorge für schnelle und sachgerechte Information. Eine Tatsache, die vom überwiegenden Teil der im Polizeibereich tätigen Medienvertreter anerkannt wird.

Ein faires Miteinander kann es aber nur geben, wenn sich beide Seiten an die gängigen „Spielregeln“ halten. Sie sind unter anderem in den „Verhaltensgrundsätzen Presse/Rundfunk und Polizei“ festgelegt. Angesichts des Verhaltens des taz-Fotografen und in Kenntnis dieser Grundsätze bleibt der Leiter der Polizeipressestelle dabei, was Uwe Rada leider völlig aus dem Gesprächszusammenhang gerissen wie folgt zitiert hat: „Eine Zierde seines Berufsstandes ist der Fotograf nach meinem Dafürhalten nicht.“ Hans-Eberhardt Schultz,

Leiter der Pressestelle

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