: Flugtickets in den Orbit kosten viele Millionen
■ Industrie profitiert unmittelbar vom Engagement ihrer nationalen Regierung
Das Flugticket für einen Satelliten ist nicht billig. Rund 200 Millionen Mark kostet der gesamte Platz für Passagiere in der Ariane 4. Die Forschungssatelliten, die am Dienstag mit Ariane 5 zusammen explodierten, hatten zwar einen Risiko-Freifahrschein. Ab nächstem Jahr aber sollte auch der Transport mit dem neuen Trägersystem Geld bringen. Weil Ariane 5 angeblich besonders sicher und einfach funktioniert, hatte die europäische Raumfahrtbehörde ESA eine Senkung von etwa 10 Prozent gegenüber bisherigen Preisen versprochen.
Dennoch bleibt der Trip in den Orbit mit einer europäischen Rakete um etwa 50 Prozent teurer als die Nutzung eines russischen oder chinesischen Systems. Aber das Risiko sei auch wesentlich geringer, hatten die Entwickler der Rakete und die Betreibergesellschaft Arianespace in den letzten Monaten immer wieder beteuert.
Die Explosion der chinesischen „Langer Marsch 3B“ im letzten Februar mit einem US-amerikanischen Fernsehsatelliten an Bord kam ihnen da gerade recht: Intelsat buchte die nächste Fahrkarte bei Ariane 5. Zur Zeit hat Arianespace schon über 40 Satellitentransportaufträge für die angeblich zu 98,5 Prozent sichere Ariane 5 akquiriert. Ob Intelsat und andere nach dem mißglückten Jungfernflug vom Dienstag abspringen, ist noch unklar.
Die ESA hat das Raketensystem in mehr als einem Jahrzehnt erstellen lassen. Rund zwölf Milliarden Mark haben die Entwicklung, der Bau, die Tests und die Startanlage gekostet. Auch drei Probeflüge – von denen einer am Dienstag mißlang – sind darin enthalten. Das Geld stammt aus den Steuersäcken von 14 europäischen Ländern und Kanada.
Deutschland hat 22 Prozent bezahlt. „Das Geld fließt zwar nicht zurück in die öffentlichen Kassen, aber dafür in die Kassen von Firmen aus den beteiligten Ländern“, sagt Jocelyne Landeau von der Pressestelle der ESA. 96 Prozent des Auftragsvolumens muß dort bestellt werden, wo das Geld herkommt – so sieht es das ESA-Statut vor. Zwar gibt es öffentliche Ausschreibungen. Von Wettbewerb kann allerdings aufgrund der Bevorzugung bestimmter nationaler Industrien kaum die Rede sein.
Ein sicherer Transport ist für die Besitzer der Satelliten extrem wichtig; schließlich kostet ein kommerziell nutzbarer Telekommunikationssatellit mehrere hundert Millionen Mark. Hinzu kommt die Finanzierung der Bodenstation, von der aus der Satellit gesteuert wird. Mehrfach pro Woche muß er neu eingestellt werden, um nicht auf die schiefe Bahn zu geraten. Inzwischen reicht der Treibstoff etwa elf Jahre, während die früheren Satellitengenerationen schon nach fünf bis sieben Jahren ins ewige All abgeschoben wurden.
Etwa drei bis vier Millionen Mark muß man veranschlagen, wenn man einen Satellitenkanal rund um die Uhr ein Jahr lang mieten will, berichtet Georg Köhler, Sendetechniker bei Worldwide Television News. Auf jedem der durchschnittlich zwölf Kanäle eines Satelliten kann man dann entweder mehrere digitale Fernsehsender betreiben, einen analogen TV-Kanal schalten oder auch mehrere zigtausend Telefongespräche zugleich abwickeln. Dank gesunkener Entwicklungs- und Transportkosten amortisieren sich Telekommunikationssatelliten inzwischen nach etwa drei bis vier Jahren. Dieses lukrative Geschäft hat deshalb inzwischen auch rein private Betreiber wie zum Beispiel die US-Firma Pan Am auf den Plan gerufen. Annette Jensen
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