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■ MedienforumEher inhaltslos

Auf der Suche nach der thematischen Gewichtung des Medienforums brauchte man sich eigentlich nur die Raumverteilung anzusehen. Während die Stände der Sender und Sponsoren erstmals in einer Messehalle untergebracht waren und dort ein wenig verloren wirkten, mußten sich die Besucher der Symposien in winzige Räume zwängen oder mit einer Videoübertragung zufriedengeben. Im Zuge der medialen Euphorie geraten die Inhalte in die Diaspora.

Selbst dort, wo Experten unter sich waren, wo also angesichts des geschäftigen Treibens auch die Qualität oder wenigstens eine Topographie der neuen Medienlandschaft hätte erörtert werden können, ging es fast nur um so handgreifliche Dinge wie Marktchancen, -strategien und -erfolge. Einzig ein Special zum „Affekt-Fernsehen“, sprich den Heul-, Heuchel- und Heiratsshows, wies einen Mischcharakter aus Vorlesung und Podiumsdiskussion auf. Dort wurde eine im Auftrag der Landesanstalt für Rundfunk NRW erstellte Untersuchung vorgestellt, die immerhin das Klischee des Hausfrauen-, Sonderschüler- oder Sexfernsehens entkräftete.

Einige Sender strahlten einen Vorgeschmack auf das digitale Fernsehen aus: Mit ihren Teleshops, in denen grinsende Normalos Gurkenschäler und Muskelstähler anpreisen, um uns den Weg zu Woolworth zu ersparen. Gleich drei Firmen bewerben sich derzeit mit derartigen 24-Stunden-Werbekanälen um einen Platz im Kabel. QVZ, Marktführer in den USA, lockt mit 2.000 Arbeitsplätzen, Quantum Channel, bekannt von Vox und Eurosport, mit globaler Erfahrung. H.O.T. aus München spielte die nationale Karte und versprach, zu 95 Prozent rein deutsche Produkte zu verkaufen.

Im Filmforum beschränkte man sich ganz auf das deutsche Kino und fragte sich, wie man denn all die deutschen Sternchen am besten vermarkten kann. Einen freien Markt der Agenturen gibt es in Deutschland erst seit 1994. Altproduzent Günther Rohrbach warnte vor „unvernünftigen“ Gagen. Mechthilt Halter, die die Topverdiener betreut, fühlt sich mit 47 Kunden „überlastet“; und Hannes Jaenicke findet in Hollywood sowieso alles besser.

Oliver Rahayel

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