: Finanzierung für das Adlon wackelt
■ Weil erst 122 Millionen des 425 Millionen Mark teuren Adlon-Fonds bezahlt sind, will Fundus-Boß Jagdfeld nun Kredite aufnehmen. Ansonsten müßte er mit seinem eigenen Vermögen geradestehen
Es war ein rauschendes Richtfest am 31. Mai auf dem Rohbau des Hotels Adlon, doch nun droht den Anlegern des Adlon-Fonds womöglich Katerstimmung. Anno August Jagdfeld, der Chef der Kölner Fundus-Gruppe, die den Fonds aufgelegt hat, will das bisherige Konzept einer Eigenkapitalfinanzierung aufgeben und von den Banken einen Kredit in Höhe von 100 Millionen Mark aufnehmen. Der Grund: Vom veranschlagten Fondsvolumen für das Adlon in Höhe von 425 Millionen Mark sind erst 140 Millionen gezeichnet, bezahlt haben die Anleger sogar erst 122,15 Millionen.
Zwar betonte Jagdfeld gestern gegenüber der taz, daß er sich von dem Richtfest und der zu erwartenden Wertsteigerung des Grundstücks noch ein Signal für die Zeichnung weiterer Anteile erhoffe. Doch der Plazierungsschluß des Fonds am 31. Dezember 1996, der mit dem Ende der steuerlichen Sonderabschreibungen zusammenfällt, naht unerbittlich. Bereits jetzt mußte Jagdfeld dem Fonds einen zinslosen Kredit in Höhe von 150 Millionen Mark gewähren, damit die Bauarbeiten für die Nobelherberge am Pariser Platz überhaupt fortgeführt werden konnten. Sollte das Anlagegeschäft Hotel Adlon weiterhin vor sich hin dümpeln, müßte Jagdfeld am Ende des Jahres mit seinem privaten Vermögen geradestehen. Der Grund: Jagdfeld hat seinen Anlegern gegenüber eine Plazierungsgarantie abgegeben. Die Erfüllung dieser Garantie, so steht es unmißverständlich im Protokoll der Fonds-Gesellschafterversammlung, „würde bedeuten, daß alle am Jahresende nicht plazierten Anteile durch Fundus zu übernehmen sind“.
Genau dies will Jagdfeld, dessen andere Projekte in Berlin, wie die Friedrichstadt-Passagen oder die Lichtenberger Pyramide, erhebliche Vermietungsschwierigkeiten haben, aber vermeiden.
Ein Gang zur Bank bedarf freilich der Zustimmung der bisherigen Gesellschafter. Zwar versicherte Fundus-Chef Jagdfeld, daß eine Kreditaufnahme durch die dadurch entstehenden Verlustzuweisungen für die bisherigen Anleger nur Vorteile mit sich bringe. Experten befürchten jedoch, daß die Zinsbelastungen die jährlichen Ausschüttungen in der Zukunft weit überschreiten würden.
Die Fundus-Gruppe ist einer der größten Investoren in Berlin. Neben den gestern vorgestellten Plänen für das Tacheles ist Fundus (auch mit persönlichen Vermögen der Familie Jagdfeld) in der Friedrichstraße mit dem Quartier 206 vertreten. In Lichtenberg baute die Gruppe die Büropyramide an der Landsberger Allee, in Friedrichshain das Frankfurter-Allee-Plaza und in Charlottenburg das Spreebogen-Plaza. Daß eine Kreditaufnahme bei den Banken ein Ausdruck aktueller Liquiditätsprobleme ist, weist die Kölner Gruppe allerdings von sich. Fundus-Sprecher Overmaat meinte lediglich, es gebe manchmal Situationen, mit denen man kaufmännisch sinnvoll umgehen müsse. Uwe Rada
siehe auch Bericht Seite 26
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