: Greenpeace nimmt Kurs auf Schanghai
■ Umweltschützer wollen vor Ort gegen neue chinesische Atomtests protestieren
Peking/Bonn (AFP) – Mit zahlreichen Kundgebungen und einer Protestfahrt nach Schanghai hat Greenpeace seine weltweite Kampagne gegen die Atomversuche Chinas gestartet. Das Flaggschiff „MV Greenpeace“ steuerte trotz drohender Festnahmen durch die chinesischen Behörden gestern auf den Hafen von Schanghai zu. Vor den chinesischen Botschaften in Bonn, Paris und Stockholm forderten die Umweltschützer den sofortigen Stopp der Atomtests. China hatte am Samstag auf dem Testgelände in Lop Nor erneut eine Atombombe gezündet. Kurz darauf kündigte die chinesische Führung an, bis September noch einen weiteren Atomversuch vorzunehmen; danach werde auf weitere Tests verzichtet. Der offizielle internationale Protest blieb eher verhalten. Außenminister Klaus Kinkel kritisierte den Test als „Relikt aus der Zeit des Kalten Kriegs“, die US-Regierung bedauerte ihn. Die französische Regierung schwieg.
Greenpeace appellierte gestern an Chinas Staatschef Jiang Zemin, eine Andockerlaubnis im Hafen von Schanghai zu bewilligen. Bisher hatten die chinesischen Behörden dies stets verweigert. Die „MV Greenpeace“ hatte am Samstag in der philippinischen Hauptstadt Manila abgelegt, wenige Stunden nachdem die Atombombe in Lop Nor explodierte. Das unter niederländischer Flagge fahrende Schiff wird voraussichtlich am Mittwoch vor Schanghai eintreffen.
In Bonn versammelten sich rund 20 Greenpeace-Aktivisten vor der chinesischen Botschaft und entrollten Transparente mit der Aufschrift: „Stop nuclear testing“. In Paris wurden zwölf Umweltschützer festgenommen, die sich an den Fenstergittern der chinesischen Botschaft angekettet hatten. Auch in Stockholm fanden sich die Umweltschützer zu Protesten vor der Botschaft Chinas ein. Ähnliche Aktionen fanden in 16 weiteren Ländern statt.
Die Atombombe von Lop Nor hatte nach Angaben des Seismologischen Zentrums in Canberra eine Sprengkraft zwischen 20 und 80 Kilotonnen. Es war der 44. Atomversuch Chinas.
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