Ganz kurzer Prozeß

■ Baskische Besetzer der Kathedrale von Bayonne nach Spanien abgeschoben

Paris (taz) – Wenn es um die ETA geht, macht Paris kurzen Prozeß: Nur wenige Stunden nach der Räumung der Kathedrale von Bayonne wurden am Samstag sechs Besetzer nach Spanien abgeschoben. Drei von ihnen sitzen dort bereits hinter Gittern. Gegen sie lagen Haftbefehle wegen weit zurückliegender Straftaten vor. In Bayonne kam es am Samstag zu lang anhaltenden Straßenschlachten zwischen rund 400 baskischen Nationalisten von beiden Seiten der Pyrenäen und der französischen Polizei. Die Demonstranten protestierten gegen die „Auslieferung von Exilanten und baskischen politischen Gefangenen nach Spanien“.

Das französische Innenministerium begründete den Polizeieinsatz in der Kathedrale vom Freitag abend und die Abschiebung lapidar. Die spanischen Basken seien „irregulär“ auf französisches Territorium gekommen. Gegen sie gebe es gültige Auslieferungsbeschlüsse, die „wo auch immer“ durchgesetzt werden müßten.

Die zehn baskischen Nationalisten hatten die Kathedrale am vergangenen Montag besetzt, um gegen ihren unklaren Rechtsstatus zu demonstrieren. Mitte der 80er Jahre waren sie sowie 40 weitere mutmaßliche Etarras von den französischen Behörden nach Nordafrika und Südamerika abgeschoben worden. Ende Mai waren die zehn dann heimlich nach Frankreich zurückgekehrt. Einer von ihnen wurde als Flüchtling anerkannt.

In Spanien gelten die Kathedralenbesetzer als kleine Fische der ETA-Hierarchie. Bei den drei Haftbefehlen geht es um angebliche Würfe von Molotowcocktails von Jesús Portu Expina gegen einen französischen Lkw im Jahr 1984 und um die mutmaßliche Beteiligung von José Ignacio Arruti Aguirre an der Entführung eines guipuzcanischen Industriellen im Jahr 1983 sowie um einen Banküberfall aus dem Jahr 1982, für den der beschuldigte Francisco Hernandez Llamosa bereits in Frankreich eingesessen hat. Parallel schob Paris am Samstag den per Auslieferungsantrag von der spanischen Justiz gewünschten mutmaßlichen Etarra Luis Iruretagoyena ab. Dorothea Hahn