: Sinn Féin bleibt draußen
■ Nordirische Friedensverhandlungen beginnen ohne IRA-Vertretung
Dublin (taz) – Der Waffenstillstand blieb aus. Eigentlich hatte auch niemand mehr damit gerechnet, daß die Irisch-Republikanische Armee (IRA) kurz vor Beginn der nordirischen Friedensverhandlungen gestern nachmittag noch eine entsprechende Erklärung abgeben würde. So durfte Sinn Féin, ihr politischer Flügel, nicht in den Konferenzsaal im Belfaster Schloß Stormont hinein.
Parteipräsident Gerry Adams und seine Delegation waren dennoch erschienen. „Wir sind hier, weil wir gewählt worden sind, um hier zu sein“, sagte Adams. „Ich fühle mich betrogen. Ohne Sinn Féin würde es diese Verhandlungen gar nicht geben. Wir haben jede Vorbedingung erfüllt, auch die Vorbedingungen der Wahlen.“ Dabei kam Sinn Féin vor zehn Tagen auf 15,4 Prozent. Adams verteilte dann seine Rede, die er ursprünglich im Saal halten wollte.
Während Adams vor dem Gebäude eine improvisierte Pressekonferenz gab, verpflichteten sich die übrigen neun Parteien sowie die beiden Regierungen im Konferenzsaal auf „demokratische und ausschließlich friedliche Mittel“ zur Durchsetzung ihrer Ziele – ganz so, wie es der frühere US-Senator George Mitchell in seinem Papier im Januar vorgeschlagen hatte. Mitchell hat die Oberaufsicht über den Runden Tisch. Daran wäre fast die Teilnahme von Pfarrer Ian Paisleys Democratic Unionist Party (DUP) gescheitert. Ihr paßte die Rolle Mitchells nicht, weil sie den Exsenator für einen „Busenfreund von Adams“ hält. Nach einem kurzen Gespräch mit Mitchell am Vormittag entschied sich Paisley jedoch, an den Verhandlungen teilzunehmen.
Sie sind in drei Abschnitte eingeteilt: Der erste betrifft interne nordirische Angelegenheiten, der zweite die Beziehungen zwischen Nordirland und der Republik Irland und der letzte das anglo-irische Verhältnis. Gestern wurde zunächst ein Ausschuß eingesetzt, der sich um die Ausmusterung aller illegalen Waffen kümmern soll. Ohne die Teilnahme Sinn Féins wird man dabei nicht sehr weit kommen. Ralf Sotscheck
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