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Bald wieder ohne Rad und Tat

■ Studentisches Fahrradprojekt für Kinder vom Flüchtlingsschiff „Bibby Kalmar“ ist nach fünf Wochen bereits am Ende

Eine Viertelstunde dauert der Fußweg von den Flüchtlingsschiffen in Neumühlen zum Bauspielplatz „Spio“ in Ottensen, schätzt Eberhardt Starke. Mit dem Fahrrad geht es natürlich schneller. Zehn Kinder von der „Bibby Kalmar“ besitzen seit einigen Wochen einen solchen fahrbaren Untersatz. Selbstrepariert und probegefahren.

Wie lange allerdings die Räder halten werden, vermögen Eberhardt Starke und vier Kommilitonen von der Fachhochschule für Sozialpädagogik nicht zu sagen. Schätzungsweise eher kurz. Nicht nur deshalb, weil die Kinder ziemlich wild damit fahren. Ihnen fehle in Neumühlen eine Möglichkeit, die Räder sicher unterzustellen. Eigentlich müßten sie sich einmal pro Woche mit den Kindern treffen, meint Nikos Kachelos, um die Räder zu checken und zu reparieren. Der Lehrplan sieht anderes vor.

Fünf Wochen haben werdende Erzieher mit einer Gruppe von Flüchtlingskindern verbracht (taz berichtete). Zu mehr Mobilität verhelfen sollte denen das Projekt der Fachschüler, einen Stadtteil kennenlernen konnten sie, direkt um die Ecke. Fahrradtouren quer durch die Straßen von Ottensen hat sich die Gruppe allerdings schnell wieder verkniffen. Der beherzte Fahrstil der Kids war den verantwortlichen Erziehern in spe doch etwas zu riskant. Einen großen Ausflug haben sie statt dessen unternommen, den Elbwanderweg entlang.

Auf dem „Spio“ haben sich die Kinder aus Bosnien, Mazedonien und Albanien eine eigene Hütte gebaut, erste Kontakte geknüpft, Flirts begonnen und Ringe getauscht mit Kindern aus dem Stadtteil. Direkt bei den Wohnschiffen gibt es keine Nachbarn und somit auch keine Nachbarskinder. Und die Schotterflächen vor den „Floatels“ laden nicht gerade zum Spielen ein.

Aus 25 teils „rudimentären“ Drahteseln entstand auf dem „Spio“ ein Dutzend gut brauchbare. Der Verein „Nutzmüll“ und einige Privatleute hatten die Fahrräder gespendet, mit Einzelteilen half die Werkstatt des Stadtteilzentrums „Motte“ aus. Klingeln, neue Mäntel und Schläuche für die Reifen mußten allerdings gekauft werden. Mehr als 500 Mark hat der Projekt-Spaß gekostet, überwiegend aus eigener Tasche von den Fachschülern bezahlt.

Spaß aber hat es gemacht, meint Nikos Kachelos, und die Kinder werden ihm sicherlich fehlen. Eigentlich sollte das Projekt mit anderen Mittel, gruppenmethodischen Übungen nämlich, fortgesetzt werden. Dann hätte man sich regelmäßig weitertreffen können, zwecks Reparaturen und auch sonst so. Erst im Lauf des Projekts hat sich jedoch herausgestellt, daß die entsprechenden Übungen im nächsten Semester nicht stattfinden können.

Wegen, wie könnte es anders sein, Ebbe in den Kassen.

Stefanie Winter

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