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■ Linsen SouffléSelbstbewußte Absagen

Wenn ein Mann wie Robert Redford ruft, dann kommen sie normalerweise gelaufen. Nicht so Emma Thompson. Redford wollte die Thompson unbedingt an seiner Seite und unter seiner Regie in der Verfilmung des Bestsellers „Der Pferdeflüsterer“ von Nicholas Evans. Aber Emma las das Buch und sagte nein. Redford ist stinksauer und hat den geplanten Produktionsstart (10. 7.) erst mal verschoben. Emma Thompson ist das völlig schnuppe. Schon letztes Jahr lehnte sie die Hauptrolle in der Hollywood-Großproduktion „Hallo, Mr. President“ ab. Emma mag halt lieber leisere Töne. So wird sie jetzt, zusammen mit Mutter Phyllida, im Regiedebüt ihres „Sinn & Sinnlichkeit“-Kollegen Alan Rickman auftreten, einer schottischen Kleinstadtgeschichte namens „Winter Guest“. Apropos Jane Austen: Nach dem weltweiten „Sinn & Sinnlichkeit“-Erfolg soll noch in diesem Jahr mit „Emma“ (nein, nicht Thompson) die Verfilmung eines weiteren Austen-Werkes in die Kinos kommen. Die Titelrolle der hochnäsigen jungen Dame spielt Gwyneth Paltrow, bekannt als Ehefrau von Brad Pitt in „Sieben“. Einigen jüngeren Kinogängern wird die „Emma“-Story bekannt vorkommen, war doch der letztjährige Teenie-Hit „Clueless“ mit Alicia Silverstone eine inoffizielle zeitgenössische Variation dieses Stoffes.

Was Selbstbewußtsein und Extravaganz angeht, steht Keanu Reeves Emma Thompson in nichts nach. So lehnte er seine Beteiligung in der Fortsetzung des Blockbusters „Speed“ (er hätte eine Gage von 11 Millionen Dollar bekommen) kurzfristig ab. Grund: Er möchte in diesem Sommer mit seiner Rockband Dogstar auf Tour gehen. Weil die Vorbereitungen für „Speed 2“ schon weit fortgeschritten sind und ein Dreh ab September die einzige Möglichkeit ist, den Film rechtzeitig für einen Sommerstart 1997 fertig zu bekommen, und ein Reeves-Ersatz noch nicht gefunden ist, wird das Drehbuch jetzt umgeschrieben. Der Schwerpunkt der Handlung soll nun der Sandra Bullock-Figur angepaßt werden.

Und noch 'ne Absage: Jodie Foster will nun doch nicht die Hauptrolle in „The Game“, David Finchers erstem Film nach „Sieben“, übernehmen. Auch hier wird die Geschichte umgeschrieben. Als Partner von Michael Douglas will man nun Jeff Bridges engagieren.

Ob Roman Polanski seine Probleme ebenfalls so einfach lösen kann, darf bezweifelt werden. Bei den Proben in Paris zu seinem neuen Film „The Double“ soll er sich mit seinem Hauptdarsteller John Travolta heftigst gestritten haben, „kreative Differenzen“ heißt es offiziell. Travolta hatte jedenfalls die Schnauze voll und flog nach Hause.

Daß es während der Dreharbeiten zu Francis Ford Coppolas „Apocalypse Now“ jede Menge Krach gab, ist bekannt. Jetzt, zwanzig Jahre danach, reist ein anderes Mitglied des Coppola-Clans nach Vietnam, um einen Film zu drehen: Christopher Coppola, der Neffe von Francis Ford, wird für dessen Produktionsfirma Zoetrope Christopher Hunts Reisebericht „Sparring with Charlie: Motorbiking Down the Ho Chi Minh Trail“ inszenieren. Christopher C. wird auch zusammen mit dem vietnamesischen Schriftsteller Nguyen Kui Duc das Drehbuch schreiben. Und Charlie Sheen, Sohn des „Apocalypse Now“- Stars Martin Sheen, soll eine der Hauptrollen übernehmen – hoffentlich ohne Herzinfarkt. Karl Wegmann

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