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Antifaschistisch -betr.: Leserbrief "SS-Symbol", taz vom 24.12.94

Betr.: Leserbrief „SS-Symbol“, 24.12.94

Lieber Arnold Schinkel,

Totenkopf und gekreuzte Knochen sind natürlich nicht ursprünglich „faschistische Symbole“, sondern entspringen tatsächlich den Flaggensymbolen der Piraten. Gegen 1700 tauchten diese zuerst beim Franzosen Emmanuel Wynne auf. Die Flaggen sollten die Gegner in Angst und Schrecken versetzen (eine ausführlichere Historie der Totenkopfsymbole im FC St. Pauli-Fanzine „Der Übersteiger“ Nr. 6 vom 6. Mai 1994).

Natürlich ist es wichtig zu wissen, daß diese Symbole von der SS mißbraucht wurden. Doch gehe ich davon aus, daß dies einem großen Teil der Totenkopf tragenden St. Pauli-Fans durchaus bereits bekannt ist. Keineswegs ist es so, daß „die Fans gedankenlos“ handeln. Im Gegenteil: die antifaschistische Grundhaltung der FC-Supporter ist weitgehend bekannt. „FC St. Pauli – die Freibeuter der Liga“ lautet ein bekannter Spruch dieser Fans. In diesem Sinne, und nur in diesem, werden die kritisierten Symbole getragen.

Und im übrigen lassen sich viele andere Fans auch nicht von den Nazi-Skins vorschreiben, welche Klamotten bzw. Frisur sie zu tragen hätten. Bomberjacken, Springerstiefel und Kurzhaar-Frisuren sind auch am Millerntor sehr beliebt.

Destroy Fascism!

Ronny Galczynski

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