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Coca-Cola zur EM: Küß ihn auch!

Daß Fußball und Sex etwas miteinander zu tun haben müssen, gilt inzwischen als semiwissenschaftliche Binsenweisheit. Die Werbung aber hat sich das kaum zunutze gemacht, bekannt wurde bisher nur ein TV-Spot der britischen Kondom-Firma Jiffi, in dem – überraschend – Sammelbilder von Fußballidolen zu sehen waren. Der typische Präser-User, so suggeriert der Spot, habe eine eigenwillige Methode, seinen Orgasmus hinauszuzögern: Er versuche, in Gedanken sämtliche Spieler WM- Mannschaft von 1966 aufzuzählen.

Um so überraschender, daß ausgerechnet der Kicker jetzt eine Coke-Anzeige veröffentlicht hat, die die homoerotische Komponente hervorhebt. Zuerst blickt man auf ein Foto, das zwei jubelnde Fans zeigt: Der eine Typ, nennen wir ihn wegen seiner Statur Lkw-Fahrer, hat seinen Nebenmann in den Arm genommen; dieser allerdings – nennen wir ihn Magath, denn er sieht aus wie der HSV-Trainer – blickt noch ein bißchen irritiert zur Seite. Vielleicht weil der Lkw-Fahrer seinen Oberkörper bloß mit dem Fanschal bekleidet hat. Coca- Cola weiß, daß der Leser jetzt Hilfe braucht und läßt im Text Feingefühl durchschimmern: „In einem kurzen Moment unbändiger Begeisterung könnte dich ein riesiger, fetter Kerl in die Arme nehmen und leidenschaftlich küssen. Wenn es ein tolles Tor war – küß ihn auch.“ Und: Macht Magath das? Klar, auf dem zweiten Foto sieht man, wie er mit seinem Gesicht die Brustwarzen des Lkw- Fahrers in Angriff genommen hat. Bemerkenswert, daß dieser jetzt ein T-Shirt trägt. Was will uns Coca-Cola damit sagen: Leidenschaft im Stadion ja – aber bitte safe? René Martens

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