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Papierschnipsel in Hennemanns Klo

■ Ex-Vulkan-Chef vorläufig festgenommen / Auslandskonten in der Schweiz und in Luxemburg

Ein paar Papierschnipsel im Klo sind dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Friedrich Hennemann zum Verhängnis geworden (siehe S. 1). Auch wenn diese Papierschnitel „keinen direkten Bezug“ zum Vulkan Verfahren hätten, wie Generalstaatsanwalt Dr. Hans Janknecht einräumte, wurde Hennemann am Mittwoch vorläufig festgenommen. Die Staatsanwaltschaft fürchtet Flucht- und Verdunkelungsgefahr. Wie berichtet, wird gegen Hennemann und andere Vorstandsmitglieder des Vulkan wegen Untreue ermittelt.

Nachdem die Beamten der Staatsanwaltschaft und des Bundeskriminalamtes am Mittwoch morgen sein Haus im Rosenthal in Bremen-Horn durchsucht hatten, warteten sie vergeblich im Büro am Fallturm auf den Ex-Vulkan-Chef. Als Hennemann nicht wie verabredet kam, schöpften sie Verdacht und fuhren zu seiner Zweitwohnung in der Parkallee. Dort soll Friedrich Hennemann den Beamten bereits entgegengekommen sein, so Generalstaatsanwalt Dr. Hans Janknecht gestern. In der Kloschüssel fanden die Beamten schließlich die verdächtigen Papierschnitzel. „Die hat mein Steuerberater gestern da runtergespült“, soll Hennemann den verdutzten Beamten erklärt haben. Als die von ihm wissen wollten, wer denn der Steuerberater gewesen sei, soll Hennemann geantwortet haben: Das mit dem Steuerberater stimme gar nicht. Er selbst hätte die Unterlagen die Toilette runtergespült. Auf den Papieren wären jedoch nur seine Immobilien in Deutschland aufgelistet gewesen. Die Beamten glaubten dem Ex-Vulkan-Chef nicht. Hennemann wurde vorläufig festgenommen und verbrachte die Nacht im Polizeigewahrsam. Es bestand Verdunkelungs- und Fluchtgefahr. Schließlich hatte Hennemann auch eine Reise in die USA geplant. In seinem Haus hatten die Beamten 121.000 Mark Bargeld in verschiedenen Briefkuverten gefunden. Auch dafür hatte Hennemann eine Erklärung: Das Geld sei für seine Frau, soll er gesagt haben. Wenn er in den USA sei, bräuchte sie das Geld doch schließlich für den täglichen Bedarf.

Doch so abwägig die Erklärungen Friedrich Hennemanns auch sein mögen. „Es gibt derzeit keinen Anhaltspunkt dafür, daß Herr Dr. Hennemann eigennützig veruntreut hat“, mußte Janknecht gestern zugeben. Daran, daß Hennemann die Unterlagen im Klo runtergespült habe, sei aber Hennemanns „Bereitschaft“ zu erkennen, „Handlungen vorzunehmen“, die den Verdacht der Verdunkelungsgefahr rechtfertigten. Außerdem seien die Ermittler auf Konten in der Schweiz und in Luxemburg gestoßen – allein auf dem Luxemburger Konto lagen etwa eine Million Mark.

Das Geld könnte freilich auch ein Teil der Abfindung sein, die Hennemann nach seinem Abgang beim Bremer Vulkan kassiert hat. Insofern steht der Antrag auf Haftbefehl auf tönernen Füßen. Auch der Haftrichter nahm sich für seine Entscheidung Zeit: Er hatte sich bis nach Redaktionsschluß zur Beratung zurückgezogen. Auch die Verwertung der Papierschnipsel, die nach dem ersten Augenschein nach nichts weiter sind „als Worte, die keinen Sinn ergeben“, so der ermittelnde Oberstaatsanwalt Horst Nullmeyer, dürfte schwierig werden: Selbst wenn auf ihnen tatsächlich belastendes Material zu entziffern wäre, könnten sie nicht gegen Hennemann verwandt werden. Für die Wohnung in der Parkallee lag schließlich kein Durchsuchungsbefehl vor. Die Schnipsel sind laut Strafprozeßordnung reine „Zufallsfunde“. kes

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