: Mit dem Zug in den Flughafen
■ Schönefeld-Ausbau: Grüne fordern Terminal über den Bahngleisen
Vom innerstädtischen Flughafen Tempelhof braucht ab Herbst kein einziges Flugzeug mehr zu starten. Die etwa 800.000 Fluggäste jährlich können „problemlos“ mit Inkrafttreten des nächsten Flugplans von Schönefeld starten, behaupteten gestern die Bündnisgrünen. Der Senat aber wolle mit der Schließung des City-Airports noch jahrelang warten – bis nämlich die Vergrößerung von Schönefeld planungsrechtlich Bestand habe, bemängelte gestern der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Michael Cramer. Der Aufsichtsrat der Flughafen Holding will am kommenden Montag endgültig beschließen, Schönefeld auszubauen, dann Tempelhof und später Tegel zu schließen.
Die Bündnisgrünen halten eine spätere Schließung von Tempelhof für ungerechtfertigt. Schönefeld könne schließlich mit vier Millionen jährlich doppelt so viele Passagiere abfertigen, als derzeit bedient werden. Außerdem sei Tempelhof unwirtschaftlich und mache jährlich Defizite in Höhe von 20 Millionen Mark.
Die Grünen drängen aber nicht nur auf ein schnelles Betriebsende für Tempelhof, sondern auch auf wesentliche Änderungen beim Ausbau des Großflughafens Schönefeld. Neue Abfertigungsgebäude sollten nicht südlich der heutigen Start- und Landebahnen, sondern direkt über den Bahngleisen des heutigen Regional- und S-Bahnhofs Schönefeld gebaut werden. Dadurch könnte auf zusätzliche S-Bahn- und Eisenbahnverbindungen zu neuen Terminals verzichtet werden. Das spare dreistellige Millionenbeträge. Mit der Bahn anreisende Fluggäste könnten ihr Gepäck direkt im Bahnhofsgebäude einchecken.
Cramer forderte darüber hinaus, daß der Bahnhof Schönefeld weiterhin von InterCity-Zügen angefahren wird. Weil in Zukunft Kurzstreckenflüge entfallen sollen, würde die InterCity-Verbindung mit den Flughäfen Düsseldorf, Köln, Hannover, Hamburg, Frankfurt und Dresden an Bedeutung gewinnen. Die Bahn kann den InterCity-Halt in Schönefeld über die Stadtbahn und den Außenring auch dann noch anfahren, wenn der momentan im Bau befindliche Eisenbahntunnel unter dem Tiergarten im Jahr 2004 und danach auch der geplante Lehrter Stadtbahnhof in Betrieb gegangen sind. Mit geringem Aufwand sei es möglich, die S-Bahn-Verbindungen nach Schönefeld deutlich zu verbessern.
Die Bündnisgrünen fordern auch Korrekturen bei der Straßenbahnplanung. Die geplante Linie zum Wissenschaftsstandort Adlershof solle nicht zum S-Bahnhof Grünbergallee, sondern zum IC-Bahnhof Schönefeld verlängert werden. Eine Verlängerung der U-Bahn-Linie 7 wiederum sei zu teuer und überflüssig. Dirk Wildt
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