: Unterm Strich
Never mind this bollock – die wöchentliche Hochhuth-News: Hochhuth respektive die von ihm „mitgetragene“ (dpa) Ilse-Holzapfel-Stiftung ist jetzt offiziell als Eigentümerin des Berliner Ensembles in das Grundbuch eingetragen worden. Definitiv bestätigt hat das Burkhard Woelki von der Berliner Kulturverwaltung. Als nächstes wird es um einen neuen Pachtvertrag zwischen Stiftung und Betriebsgesellschaft des Theaters gehen. Zu möglichen Forderungen des Hochhuth-Holzapfel-Trusts wollte man sich beim Berliner Ensemble bislang nicht äußern. Mitreden bei der Aushandlung des Pachtvertrags wird natürlich auch das Land Berlin, das das BE mit 23 Millionen Mark subventioniert.
Eine eigenartige Variante des Bildersturms ist aus Bad Frankenhausen zu vermelden. Werner Tübke, zu DDR-Zeiten Bauernpanoramenmaler und als solcher ebenso notorisch wie gefürchtet, besteht darauf, den nachgemalten Abschnitt seines monumentalen „Bauernkriegspanoramas“ (showing: Thomas Müntzer und die aufständischen Bauern in der entscheidenden Schlacht gegen die Fürstenheere im Mai 1525) aus einem Hotel in Bad Frankenhausen beseitigen zu lassen. Den ursprünglichen Vorschlag, den von der Hand seines ehemaligen Assistenten geschaffenen Ausschnitt (den wir uns als eine Art Bauernmalerei vorstellen) einfach zu verhüllen, schlug Tübke in den Wind. Nein, es müsse schon entfernt werden, insistierte er einem Reporter des MDR-Hörfuks gegenüber, es bestehe die Gefahr, daß die Nachbildung sonst dennoch betrachtet werde.
Oasis – das sind die, die das sentimentale Lied gemacht haben, mit dem die Fußballübertragungen aus England bzw. die After- hours-Studiogespräche mit Poschmann und ähnlichen Kalibern immer aufhören – sind einer Umfrage des Evening Standard zufolge bigger als die Beatles, die ja ihrerseits mal bigger als Jesus waren, dessen Hitsingles allerdings eine hübsche Zeit zurückliegen.
Aus der Reihe „verschollene Werke“: Wiederentdeckt worden ist 1. ein Theaterstück der ältesten Thomas-Mann-Tochter Erika mit dem Titel „Plagiat“ (in Bälde bei Rowohlt), 2. eine unbekannte Arie von Wolfgang Amadeus Mozart, die am kommenden Mittwoch in London versteigert werden wird und sogar schon einmal inoffiziell vorgeführt wurde (der Mann von
„Christie's“: „Es klang besser, als wir gehofft hatten, es klang nach Mozart“), 3. frühe Aufnahmen von Bob Marley, die unter dem Titel „Soul Almighty – The Formative Years Volume 1“ bei der britischen Firma Anansi Records erscheinen werden (von Marley ist im übrigen auch gerade eine elektronisch nachgearbeitete Vermächtnis-CD im Stile der Beatles- „Anthology“ erschienen). Wiederentdeckt 4. die legendäre „Pet Sounds“-LP der Beach Boys, die, mit Outtakes, seltenen Seitenstücken und Alternate Versions 30 Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung in einer 3-CD-Schmuckschatulle käuflich erwerbbar sein wird.
Der Thüringer Kleinkunstpreis geht an Bettina Wegner. Mit der Kleinplastik, die, wie dpa berichtet, von der Künstlerin Stefanie Nickel aus Schmalkalden entworfen wurde, soll laut Festval-Initiator Günther Weber „die aufrechte Haltung und das persönliche Engagement“ der Liedermacherin gewürdigt werden.
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