Ex-Vulkan-Chef festgenommen

■ Bei Friedrich Hennemann wurden Unterlagen über Auslandskonten, Flugtickets und 121.000 Mark gefunden

Bremen (taz) – Gegen den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden des bankrotten Bremer Vulkan Verbundes soll ein Haftbefehl erlassen werden. Das hat gestern die Staatsanwaltschaft beantragt. Friedrich Hennemann wurde am Mittwoch abend festgenommen, als Beamte des Bundeskriminalamts ihn dabei ertappten, wie er im Badezimmer seiner Zweitwohnung Unterlagen vernichtete. Die Papiere geben nach Angaben der Staatsanwaltschaft Hinweise auf Auslandskonten, darunter ein Konto in Luxemburg, auf das rund eine Million Mark überwiesen wurden. Außerdem fanden die Beamten in dem Haus Hennemanns in mehreren Kuverts 121.000 Mark sowie Flugtickets für eine Reise in die USA. Staatsanwaltschaft und Bundeskriminalamt hatten in einer großangelegten Aktion insgesamt 29 Objekte in Bremen, Stralsund, Wismar und anderen Orten durchsucht, darunter Wohnungen von Vulkan-Managern und die Geschäftsräume der Vulkan Aktiengesellschaft in Bremen.

Hennemann zeigte sich von den Durchsuchungen „nicht sonderlich überrascht“. „Die Vorwürfe sind ja auch beträchtlich“, sagte er noch am Mittwoch morgen zur taz. „Auch wenn nichts dran ist.“ Die Beamten des Bundeskriminalamts seien leer ausgegangen, betonte Hennemann. „Ich habe gar keine Geschäftsakten zu Hause. Ich habe hier nur den Kaufvertrag für meine Wohnung und die Police meiner Lebensversicherung.“

Daß das nicht stimmte, zeigte sich dann wenige Stunden später: Nachdem sie Hennemanns Haus durchsucht hatten, wollten die Beamten mit Hennemann in seine Geschäftsräume fahren. Als er dort nicht auftauchte, schöpften die Beamten Verdacht und fuhren zu seiner Zweitwohnung in der Bremer Innenstadt. Dort trafen sie Hennemann und fanden in der Toilette Papierschnipsel. Über den genauen Inhalt machte die Staatsanwaltschaft gestern keine Angaben. Hennemann habe jedoch nach anfänglichem Leugnen eingeräumt, daß er „steuerrelevante“ Papiere habe vernichten wollen. Die Wohnung liegt nur wenige Kilometer von Hennemanns Haus und gehört nach Recherchen der taz dem Bremer Vulkan. Sie soll auch auf Kosten des Konzerns eingerichtet worden sein. Hennemann selbst hatte nach seinem Ausscheiden aus dem Vulkan eine Abfindung von zwei Millionen Mark kassiert.

Die Treuhandnachfolgerin, die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS), hatte am 24. Februar gegen den früheren fünfköpfigen Vulkan- Vorstand Strafanzeige wegen Veruntreuung gestellt. Die BvS vermutet, daß 716 Millionen Mark aus dem zentralen Cash- Management des Vulkan Verbundes vertragswidrig verwendet wurden.

Der Haushaltsausschuß des Bundestages, der sich mit dem Betrug beschäftigt, hat unterdessen seine Beratungen vertagt. Erst in der kommenden Woche wollen die ParlamentarierInnen den Bericht des Bundesrechnungshofs über die Verwicklungen zwischen BvS und Vulkan-Spitze erörtern. Die BvS selbst weist weiterhin jede Kritik an ihren Praktiken zurück. Kerstin Schneider

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