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Markenzeichen

■ Wie Regatten gehören die Marken zur Kieler Woche Von Clemens Gerlach

Die Kieler Woche beginnt für viele Menschen nicht erst am Samstag der letzten vollen Juni-Woche. Schon früher, meist an der Monatswende von November und Dezember, geht es los. „Die Leute kommen zu uns, sobald sie die Mitteilung in der Zeitung gelesen haben“, weiß Detlef Strempel, Leiter der Presseabteilung der Stadt Kiel, aus Erfahrung. Alljährlich läßt dasselbe Begehren manch aufgeregten Bewohner der Landeshauptstadt ins Rathaus eilen: Sie wollen die noch druckfrischen Kieler-Woche-Marken in ihren Händen halten.

Es sind keine gewöhnlichen Briefmarken, wie man sie bequemer an jedem Postschalter erwerben könnte. Nein, zum Frankieren von Sendungen taugen sie nicht, denn sie besitzen keinen postalischen Wert. Dafür ist der ideelle und auch ästhetische um einiges größer – vor allem für Sammler dieser nur wenige Zentimeter großen papiernen Schmuckstücke, deren amtliche Bezeichnung „Briefverschlußmarken“ lautet. Wie viele dieses Hobby pflegen, das bisweilen deutliche Züge einer intensiven Leidenschaft trägt, kann Strempel nicht genau sagen. Nur soviel: „Einige kommen bereits seit mehreren Jahren zu uns.“

Unklar ist auch, wann die Marken mit dem jeweiligen Logo der Kieler Woche erstmals aufgelegt wurden. „Unser ältestes Belegexemplar stammt aus dem Jahre 1954“, will Strempel sich nicht definitiv festlegen. Vermutlich erschien vor 47 Jahren die Jungfernmarke, als die Stadt Kiel 1950 einen „noblen Wettbewerb“ initiierte, um das offizielle Plakatmotiv für das einwöchige Fördefest zu bestimmen. Seitdem werden neben Postern und anderen Werbemitteln auch Marken mit dem jährlich wechselnden Signet bedruckt, haben internationale Künstler die Gestaltung übernommen.

Die Auflage ist über die Jahrzehnte kontinuierlich gestiegen. Heute werden 230 .000 Stück hergestellt, je-weils vier Marken pro Streifen. Unverändert geblieben ist jedoch, daß die künstlerischen Kleinode kostenlos offeriert werden. Meist sind die begehrten Objekte schon vor dem Start der Festivitäten vergriffen – bis auf ein paar Tausend, die die Stadt ganz bewußt zurückhält: Auch auswärtige Besucher sollen eine Chance haben, einige Exemplare zu erwerben. Danach ist jedoch Schluß: „Ältere Marken haben wir keine mehr“, bestätigt Strempel, daß Eile geboten ist.

Echte Sammler würden niemals auch nur das geringste Risiko eingehen, eine Ausgabe zu verpassen. Es wäre ein Drama unvorstellbaren Ausmaßes, risse eine fehlende Marke eine Lücke in die Serie. Vollständigkeit heißt das Ziel, weshalb peinlich genau darauf geachtet wird, daß die geliebten Teile nicht verschütt gehen oder Unordnung entsteht. Ein reiner Selbstzweck ist das Sammeln dieser guten Stücke nicht, die zumeist sorgfältig auf dünne Pappen geklebt oder in Alben aufbewahrt werden. Haben alleine reicht dem Liebhaber nicht, schließlich ist eine Sammlung ein eigener Kosmos, angefüllt mit – oft persönlichen – Erinnerungen und Begebenheiten.

Die Markenfans, egal welchen Alters, verbinden mit einzelnen Stücken ganz besondere Erlebnisse. Einige erinnern sich vielleicht an die ersten Kieler Wochen nach dem Krieg, als die Stadt wenigstens für ein paar Tage bunt geschmückt und die Schaufenster hübsch dekoriert waren. Andere mögen von der ersten Trunkenheit schwärmen, womöglich auch von vorsichtigen Romanzen, die sich über gelbe Brause und Pommes rot-weiß anbahnten.

Auch Historikern bieten die Marken die Möglichkeit intensiver Beschäftigung, erzählen sie doch die Geschichte der Kieler Woche. Etwa vom 75jährigen Jubiläum im Jahre 1957 oder von den Olympischen Sommerspielen 15 Jahre später. Auch der Wandel von einer reinen Segelveranstaltung zur einem Volksfest wird sichtbar. Und noch mehr ist zu erfahren, zumal, wenn man einen Sammler fragt.

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