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■ NachschlagAngerockte New-Age-Weltmusik: Dead can Dance im Tempodrom

Sinnsuche? Ja bitte! Am Sonntag den Papst im Olmpiastadion, am Montag Dead can Dance im Tempodrom. Messen werden hier wie dort abgehalten. Und am Schluß stellt sich überall die Frage, ob tatsächlich jeder nach seiner Fasson leutselig werden soll.

Seit 15 Jahren touren Lisa Gerrard und Brendan Perry als Dead can Dance um die Welt. Die Fangemeinden – im Tempodrom immerhin an die 2.000 Seelen – lieben den sonoren Klang ihrer und das eher rauhe Raunen seiner Stimme. Früher – nicht zu Unrecht – als „very gothic“ gebrandmarkt, setzen die beiden in Irland und England lebenden Australier seit geraumer Zeit auf eine polyglotte Musikmischung. Ihre rechtzeitig zu ihrem Jubiläum herausgebrachte neue CD verarbeitet Musik aus fast allen Kontinenten. Dabei kommt angerockte New-Age-Weltmusik ohne Ecken und Kanten raus, aber das liegt im Trend. Ein bißchen Bob Marley, etwas irische Melancholie, afrikanische Trommelwirbel und mittelalterliches Madrigal. Schön, aber auch beliebig.

Lisa Gerrard beherrscht die Bühne als Hohepriesterin. Umrahmt von blauem Licht wird ihr Solo als Evangelium des Abends zelebriert. Mit ihren hohen Tönen, die gleichzeitig etepetete und sakrosankt, ätherisch und sphärisch daherkommen, könnte Glas schon aus Mitgefühl zum Zerspringen gebracht werden, würden im Tempodrom nicht Plastikbecher ausgegeben. Schade, daß ihre schöne Stimme so einfach im Hall versinkt. Umgeben sind Lisa Gerrard und ihr männlicher Counterpart von einer siebenköpfigen Band. Hervorragende Perkussionisten, die sich auch in eine Gitarrencombo verwandeln können, um Brandan Perry bei seinem „Ich suche Delphine“-Lied zu unterstützen, in dem es heißt: „Ich weiß, der Frieden wird kommen, wenn uns der Haß genommen.“

Toleranz als Mißverständnis: Aus allem, was irgendwie anders ist, wird ein kritikloser Einheitsbrei gekocht und serviert. „We love you“-mäßig wird um die Welt gekreist, hier ein Brocken einer Melodie, dort ein Fetzen Rhythmus mitgenommen, durch den Synthesizer gejagt wie früher durch den Fleischwolf und als musikalische Bulette serviert. Hinterher weiß man nie mehr, was drin war. Waltraud Schwab

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