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Vietnams KP-Spitze wird immer älter – und entdeckt nun das Vorbild China

74 Millionen Einwohner hat Vietnam – 2,3 Millionen davon sind Mitglieder der Kommunistischen Partei. Heute beginnt in der Hauptstadt Hanoi der achte Parteitag der KP, bei dem mehr als 1.000 Delegierte in den kommenden vier Tagen die neue Parteiführung, das Zentralkomitee und das Politbüro „wählen“ bzw. bestätigen. Wichtige Aufgabe der Delegierten ist auch die Annahme des „Politischen Berichts“ des Zentralkomitees und des Wirtschaftsprogramms für die kommenden fünf Jahre. Vor allem die Inhalte des letzteren sind durchaus kontrovers.

Daß der Parteitag bereits mehrfach verschoben wurde, deutet darauf hin, daß es den vergangenen Monaten einen herben Machtkampf in der vietnamesischen Führung gab. Nach alter leninistischer Tradition wurde der Termin für den Parteitag aber erst bekanntgegeben, als die internen Machtkämpfe in der Parteispitze entschieden waren. Offiziell ist nicht klar, ob Parteichef Do Muoi (79), Premierminister Vo Van Kiet (73) und Präsident Le Duc Anh (75) ihre Posten behalten werden, und die Öffentlichkeit weiß es auch noch nicht – intern aber sind die wichtigsten Personalbeschlüsse in den letzten Wochen und Monaten vorentschieden worden; sie werden dann zum Abschluß des Parteitages am Montag bekanntgegeben. Die Kriegsgeneration wird nun voraussichtlich ihre Macht an Staats- und Parteispitze behalten. Höchstens im 170köpfigen Zentralkomitee könnte es Ansätze zu einer Verjüngungskur geben, bei der viele der über 65jährigen durch „junge Technokraten“ ersetzt werden.

Überraschungsgast auf dem Parteitag ist Chinas Premierminister Li Peng, der heute vor den Delegierten eine Rede halten wird. Es ist das erste Mal seit 36 Jahren, daß eine Delegation der Bruderpartei aus dem oft feindseligen Nachbarland an einem vietnamesischen KP-Parteitag teilnimmt.li

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