■ Basketball: Arvidas Sabonis nicht zu stoppen
Berlin (taz) – Bei den Portland Trail Blazers spielte Arvidas Sabonis in der letzten NBA-Saison selten mehr als zwanzig Minuten, zum Ruhme Litauens aber greift der 2,20-m-Koloß gern noch ein bißchen länger nach den Bällen, bevor er seinen martialischen Knieverband durch einen Eisbeutel ersetzt und auf der Bank Platz nimmt. 30 Minuten hielt der 31jährige an Rücken und Kniegelenken lädierte Center beim Supercup in Berlin gegen das deutsche Team durch, sogar 33 Minuten im Prestigeduell gegen Jugoslawien. Und wäre er nicht kurz vor Schluß wegen seines fünften Fouls des Feldes verwiesen worden, was er mit einem frohgemuten „Oooh, oooh“ quittierte, hätte Sabonis den 86:70-Erfolg wohl bis zur Schlußsirene ausgekostet. Da Litauen auch die überraschend starken Deutschen, die immerhin Griechenland 87:82 bezwingen konnten, mit 84:77 geschlagen hatte, stand das Team vorzeitig als Turniersieger fest.
Letztes Jahr hatten die Litauer das Finale der EM gegen Jugoslawien verloren und anschließend kein Blatt vor den Mund genommen. „Glatter Betrug“, wetterten sie und meinten den serbischen Weltverbandspräsidenten Stankovic. Um so süßer war die Revanche in Berlin. Obwohl mit Sarunas Marciulionis und Aleksander Djordjevic jedem Team einer seiner besten Akteure verletzt fehlte, lieferten sich die EM-Finalisten ein hochklassiges Match. Den Ausschlag gab Sabonis, der demonstrierte, warum ihn die NBA mit Lobeshymnen überschüttet. „Er kann alles, was die meisten großen Leute nicht können“, lobt Magic Johnson, und Charles Barkley schwärmt: „Ich habe sein Spiel schon immer geliebt.“ Mit einem Dreipunktewurf drei Minuten vor Schluß entschied er die Partie gegen die Jugoslawen, bei denen vor allem Predrag Danilovic (Miami Heat) herausragte. Sabonis holte 32 Punkte sowie 16 Rebounds und ließ Gegenspieler Vlade Divac mit seinen Hakenwürfen oft ziemlich dumm aussehen.
Der Center der Los Angeles Lakers war jedoch möglicherweise nicht ganz bei der Sache, hat er doch momentan andere Sorgen. Sein Klub will ihn nach Charlotte abschieben, doch Divac will lieber aufhören als Los Angeles zu verlassen, wo seine Frau gerade an einer vielversprechenden Filmkarriere bastelt.Matti Lieske
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen