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Jelzin wieder krank?

■ Kremlchef sagt Termin ab. Gegner Sjuganow fordert Gesundheitsgutachten

Moskau (AP/AFP) – Vollrausch oder Herzprobleme? Zwei Tage vor der Stichwahl für das Präsidentenamt ist der Gesundheitszustand von Boris Jelzin wieder einmal das alles beherrschende Thema. Jelzin, der bereits seit vier Tagen nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten ist, sagte ein für gestern geplantes Treffen mit den Präsidenten Moldawiens und der Ukraine, Mircea Snegur und Leonid Kutschma, überraschend ab. Nähere Gründe dafür wurden nicht genannt.

Der Moskauer Bürgermeister Juri Luschkow wies gestern Spekulationen zurück, daß Jelzin gesundheitliche Probleme habe. Jelzin habe lediglich eine heisere Stimme, erklärte Luschkow. „Geben Sie Boris Nikolajewitsch die Möglichkeit, seine Stimme in Ordnung zu bringen“, sagte Luschkow. Der Präsident sei arbeitsfähig.

Kremlsprecher Sergej Medwedew teilte mit, Jelzin sei gestern mit Ministerpräsident Viktor Tschernomyrdin zusammengetroffen, um sich über den G-7- Wirtschaftsgipfel in Lyon zu informieren. Demgegenüber gab die japanische Regierung bekannt, sie habe widersprüchliche Informationen über den Gesundheitszustand des russichen Präsidenten erhalten, wolle diese jedoch vor dem Wahlgang am kommenden Mittwoch nicht kommentieren.

Unterdessen sendete das russische Fernsehen einen Wahlaufruf Jelzins an die Bürger Rußlands. Unklar blieb allerdings, wann die Rede aufgenommen wurde. Jelzin rief die Wähler dazu auf, für das neue Rußland zu stimmen. „Jede Stimme ist entscheidend. Der Präsident zeigte sich entschlossen. „Ich weiß genau, was man machen muß“, sagte er. „Wir haben die Kraft, den Willen und die Entschlossenheit.“ Nun sei die Unterstützung der Wähler notwendig. „Nur gemeinsam werden wir siegen“, sagte Jelzin. Der kommunistische Präsidentschaftskandidat Gennadi Sjuganow bezeichnete die Spekulationen über Jelzin als besorgniserregend. Jelzin sei seit mehreren Tagen nicht mehr öffentlich aufgetreten. Jetzt wolle er Klarheit. Er verlangte ein medizinisches Gutachten über seinen Zustand. Bereits vor wenigen Tagen hatte Sjuganow das Abtauchen Jelzins im Stichwahlkampf zu der Äußerung genutzt, Jelzins Gesundheitszustand lasse eine zweite Amtszeit offenbar nicht zu. Sjuganow hatte auch angedeutet, daß der Präsident offenbar wieder Alkoholprobleme habe.

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