Klebrige Klumpen

■ Reinigung der ölverschmutzten Inseln Scharhörn und Nigehörn hat begonnen

Die Reinigung der mit Öl verschmutzten Strände von Scharhörn und Nigehörn hat gestern begonnen. Gleich nach Sonnenaufgang fingen 20 Helfer der Ortsverwaltung und des technischen Hilfswerks an, die Ölklumpen mit zwei Raupenschleppern zusammenzukehren und einzusammeln. Etwa 70 Tonnen Öl müssen insgesamt von den beiden Hamburger Vogelschutz-Inseln abgetragen werden. Die klebrigen Klumpen – sie sehen aus wie Hasenködel, stinken aber mehr – werden auf die benachbarte Insel Neuwerk gebracht und sollen später auf dem Festland entsorgt werden.

Erschwert werden die Aufräumarbeiten dadurch, daß die Inseln des Nationalparks Hamburgisches Wattenmeer an der meistbefahrenen Schiffahrtsstraße der Welt liegen. Entsprechend viel Müll klebt zwischen dem Öl, entsprechend hoch ist die Menge, die eingesammelt werden muß. Daher werde die Reinigung noch bis Anfang nächster Woche dauern, schätzt Dirk-Uwe Spengler, der bei der Umweltbehörde für die Bekämpfung von Meeresverschmutzungen zuständig ist.

Die Suche nach dem Verursacher der schon fast zwei Wochen dauernden Ölpest ist endlich verstärkt worden. Die Flensburger Staatsanwaltschaft hat gestern ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt eingeleitet.

Die Staatsanwälte gehen davon aus, daß die Besatzung eines Tankschiffes älterer Bauart für die illegale Verklappung verantwortlich ist, da bei neuen Tankern Extrakammern für Reinigung und Ent-sorgung eingebaut seien. Sie sind zuversichtlich, den Täter ermitteln zu können, weil alle Tankschiffe beim Verlassen eines Hafens registriert würden.

Auch das wäre für Ölbekämpfer Spengler nur ein Teilerfolg. Viel zu milde findet er die üblichen Strafen für Meeresverschmutzungen. Das illegale Verklappen sei selbst dann billiger als das ordnungsgemäße Entsorgen, wenn die Verursacher erwischt würden. Nur ein- bis zweimal im Jahr werde ein Ölablasser verurteilt, die Strafe am kärglichen Gehalt des Maschinisten oder Matrosen bemessen – nicht etwa am Einkommen des Reeders.

Vera Stadie

Siehe auch Bericht Seite 7