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Tierversuche nutzlos

■ betr.: „USA: Streit um Tier versuche“, taz vom 25. 6. 96

„Die Forderung nach einem Ende der Tierversuche stieß insbesondere bei Organisationen von Aids-Kranken auf Widerstand, die Tierversuche zur Entwicklung neuer Medikamente gegen Aids fordern“, so stand es in der oben genannten Kurzmeldung. Das kann man so aber nicht stehenlassen.

Schimpansen haben sich als die einzige Tierart erwiesen, die sich mit Aids-Viren anstecken läßt. Aber selbst wenn sich die Erreger im Blut der Tiere vermehren, erkranken auch Schimpansen nicht an der Immunschwäche. Sie entwickeln nur Antikörper gegen die Viren. Sogar das geschieht lediglich bei einem Teil der infizierten Primaten.

Es gibt erst wenige Berichte, denen zufolge Schimpansen und andere Tiere nach der Infektion mit Aids-Viren ähnliche, also nicht gleiche Symptome zeigen wir kranke Menschen. Affen der Art grüne Meerkatze können zwar Träger von Erregern sein, die den menschlichen Aids-Viren ähneln, doch auch diese Tiere erkranken nicht an der Immunschwäche.

Zwar leiden die Tiere nach absichtlicher künstlicher Ansteckung mit Aids-ähnlichen Erregern teilweise an Aids-artigen Beschwerden. Doch handelt es sich keineswegs um die gleiche Krankheit wie bei Menschen, sondern bloß um äußere (oberflächliche) Ähnlichkeit der Symptome.

Es dürfte daher kaum möglich sein, über Tierexperimente für Menschen bestimmte Heilmittel und Impfstoffe zu finden, die nicht nur scheinbar oder bloß vorübergehend, sondern tatsächlich helfen und dauerhaft wirken.

Da sich Ergebnisse von Tierversuchen wegen vielfältiger Unterschiede zwischen Menschen und Tieren oft gar nicht oder nur mit erheblichen Risiken und Vorbehalten auf Menschen – zumal Kranke – übertragen lassen, sind und bleiben wir Menschen die eigentlichen und allein aussagekräftigen Versuchskaninchen.

Nachdem Tiere auf Teststoffe und Eingriffe vielfach ganz anders reagieren als Menschen, schaffen Tierversuche nicht nur keine Sicherheit, sondern können sogar Irrtümer und Fehler verursachen. Die zahlreichen Gesundheitsschäden und Todesfälle durch tierexperimentell geprüfte Medikamente oder Chemikalien zeigen dies besonders deutlich.

Die bereits erzielten Fortschritte der Aids-Forschung beruhen nicht auf Tierversuchen, sondern auf Untersuchungen im Reagenzglas, klinische Beobachtungen und epidemiologischen Studien. Die Entdeckung und Analyse der Viren erfolgten mit Hilfe von Zellkulturen. Die Tests zum indirekten Nachweis der Erreger im Organismus wurden ebenfalls ohne Tierexperimente entwickelt und verbessert.

Auch die Erkenntnis, daß einige Substanzen wie etwa das Medikament AZT die Vermehrung der Aids-Viren behindern und damit die Krankheit bremsen können, ohne jedoch die Erreger zu vernichten und die Infektion zu beseiitigen oder sogar den Patienten zu heilen, verdanken wir nicht Tierversuchen, sondern Untersuchungen an den weißen Blutkörperchen des Menschen (Lymphozyten) sowie klinischen Studien. Beobachtungen am Krankenbett ergaben außerdem, daß alle zur Zeit verfügbaren Medikamente trotz vorangegangener Tierversuche erhebliche bis schwerste Nebenwirkungen haben, lebenslang eingenommen werden müssen und die Patienten letztlich doch nicht retten können. Die Suche nach besseren Substanzen erfolgt überwiegend im Reagenzglas, nicht an Versuchstieren.

Gegen Tierversuche zur Erprobung möglicher Impfstoffe spricht vor allem die Tatsache, daß sich dadurch nicht feststellen läßt, ob die Testsubstanz den Ausbruch der Krankheit verhindert, da kein Tier an Aids erkrankt. Hinzu kommen die zum Teil sehr deutlichen Unterschiede zwischen den Immunsystemen von Menschen und Tieren einschließlich Affen. Daher bleibt die Aussagekraft tierexperimenteller Befunde immer fraglich.

Die Wahrscheinlichkeit, daß Tierversuche wesentlich zur Lösung des Aids-Problems beitragen können, ist denkbar gering. Sie wirkt kleiner als die Chance, in einem Glücksspiel den Haupttreffer zu erzielen. Allein deshalb müßte sich jeder Zugriff auf Tiere aus fachlichen und vor allem ethischen Gründen von selbst verbieten.

Diese und andere Argumente kann man nachlesen in einem Bericht vom Bundesverband der Tierversuchsgegner – Menschen für Tierrechte e.V., Roermonder Str. 4a, 52072 Aachen. Anne-Marie Wijnants, Berlin

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