Das Portrait: Freiheit für den Bauchnabel
■ Bikini
Eins, zwei, drei: Ja, was ist denn schon dabei? Eine gute Frage, denn viel ist nicht bei einem Bikini, beziehungsweise dran. Der zweite Bikini der Welt – zweiteilige Badebekleidung war kurzfristig auch in der Antike en vogue – sorgte jedoch für einen weltweiten Skandal, als er 1946 im Pariser Bad „Molitor“ präsentiert wurde. Anders als heute galt die Empörung natürlich nicht seiner Benennung nach einem Atomtestgebiet, sondern dem freien Blick auf den Bauchnabel. Gegen die Erfindung des Maschinenbauingenieurs Louis Reard formierte sich denn auch sofort Widerstand. In Brasilien gründete sich eine Anti-Bikini-Liga (Sie haben richtig gelesen: in Brasilien).
Daß der Bikini heute nicht mehr wegzudenken ist – obwohl das bei den neueren Modellen durchaus im Bereich des Möglichen liegt –, hat Vor- und Nachteile. Angesichts mehrerer Tonnen notdürftig geschnürten Fleisches etwa möchte man ja manchmal schon ein Bikiniverbot aussprechen. Außerdem läßt sich in einem gutsitzenden und elastischen Badeanzug der Bauch viel besser unterbringen.
Ein weiterer Grund, der gegen den Bikini spricht, ist die oft mangelhafte Anbindung an den Körper. Wer schon einmal nach dem Sprung vom Dreimeterbrett im Schwimmbecken auf Tauchstation gehen mußte, weil das verfluchte Höschen verschwunden war, weiß, was ich meine. Und schließlich ist da noch die Sache mit der Sonnenbräune: Ich habe es nie gut vertragen, wenn mich abends aus dem Spiegel ein Paar leuchtendweiße Möpse vorwurfsvoll anstarrten.
Trotzdem hat der Bikini auch seine guten Seiten. In der Pubertät zum Beispiel vermittelt er das angenehme Gefühl, endlich erwachsen zu werden. Gut verknotet und geschickt geworfen, lassen sich mit ihm lästige Strandmitbenutzer vertreiben. Aber das Beste bleibt nicht der eigene, sondern der Bikini der anderen. Schon Gina Lollobrigida und vor allem Brigitte Bardot kleidete er gut. Und auch heute kann man mit etwas Geduld so manche Frau am Meer entdecken, deren Bauchnabel viel zu hübsch ist, um ihn der Welt vorzuenthalten. Acht, neun, zehn. Carola Rönneburg
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