: Avus-Rennen ohne Rennwagen
■ Automobilhersteller wollen auf „römische Wagenrennen“ verzichten. ADAC hält am Renntermin im September fest
Die beim Super-Tourenwagen- Cup vertretenen Automobilhersteller lehnen eine Teilnahme ihrer Fahrzeuge beim Avus-Rennen am 8. September aus Angst vor weiteren Unfällen ab. Auch nach den Streckenumbauten durch den ADAC sei die Strecke nicht sicher genug, meinte Matthias Feltz, gemeinsamer Sprecher der Produzenten für Tourenwagen.
Der Renn-Veranstalter ADAC will trotzdem an dem Rennen festhalten. Die Werkteams hätten sich Anfang des Jahres zur Teilnahme der gesamten Renn-Tour verpflichtet, meint ADAC-Sprecherin Monika Schüler. Eine Absage sei nur bei „unvorhergesehenen Ereignissen“ möglich. Ansonsten drohe der Abzug von Punkten und Preisgeldern. Für den ADAC sind die Unfälle der letzten Jahre nicht der Strecke anzulasten. Die Avus entspreche den Standards internationaler Automobilsportverbände.
Feltz wehrt sich gegen den vom ADAC erweckten Eindruck, die Absage der Werkteams sei kurzfristig erfolgt. Bereits im Oktober 1995, kurz nach einem tödlichen Unfall beim Avus-Rennen, hatten die Autohersteller weitere Rennen auf der Strecke abgelehnt. Um nicht als Verweigerer zu gelten, habe man im April die Umbauten begutachtet. Das Ergebnis sei aber „sehr negativ“ gewesen. „Es fehlt die Möglichkeit, Sturzräume zu schaffen“, erklärte Feltz. Die nur durch Beton und Leitplanken gesicherte lange Gerade sei vor allem bei schlechtem Wetter extrem gefährlich. Eine Standardüberprüfung der Strecke habe es auch stets vor den Unfällen der vergangenen Jahre gegeben, berichtete Feltz. Sie könne daher die Sicherheitsbedenken für die Tourenrennen nicht ersetzen, bei denen die besten Fahrer mit den stärksten Autos starten würden.
Die Mitglieder des Abgeordnetenhauses hatten ihren letztjährigen Beschluß, keine weiteren Rennen auf der Avus mehr zu genehmigen, im Frühjahr revidiert. Im Gegensatz dazu halten fünf von sechs Rennwagenproduzenten an ihrer Absage fest. Nur das BMW- Team ist „nicht total dagegen“, wie BMW-Sprecher Thomas Gubitz betonte. Dennoch wollen die bayerischen Renner nicht nur gegen sich selbst fahren und bei fehlender Konkurrenz auch nicht antreten.
Die Autohersteller befürchten Prestigeverluste für den Rennsport und ihre Produkte. „Wenn die Bevölkerung sagt, das ist wie ein römisches Wagenrennen“, argumentiert Ford-Sprecher Thomas Wüsten, „dann gehört das nicht mehr zum positiven Teil des Sports, und wir müssen die Avus aus dem Rennkalender aussortieren.“ Gereon Asmuth
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