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Ostdeutsche Wiesen und Wälder noch immer in Staatshand

■ Die Bodenverwertungs- und Verwaltungs GmbH beginnt gerade erst mit Verkauf in größerem Stil

Berlin (taz) – Noch sind in Ostdeutschland so gut wie keine Wiesen, Felder und Wälder privatisiert worden. Die staatseigene Bodenverwertungs- und Verwaltungs GmbH (BVVG) hat noch immer 1,3 Millionen Hektar landwirtschaftliche Flächen und 670.000 Hektar Forst in ihrem Bestand. Mehrere Klagen von Alteigentümern, die zwischen 1945 und 49 enteignet worden waren, hatten die Privatisierung bis zum Mai diesen Jahres blockiert. Doch seit die Bundesverfassungsrichter geurteilt haben, daß diese Alteigentümer kein Recht auf die Rückgabe ihrer Flurstücke haben, können die Grundstücke angeboten werden. Bis zum Ende des Jahres will die BVVG, ein Tochterunternehmen der Treuhandnachfolgerin BVS, 4.000 Hektar Weiden und Felder sowie 40.000 Hektar Wald verkauft haben.

Nach dem Entschädigungs- und Ausgleichsleistungsgesetz (EALG) können sowohl Pächter mit langfristigen Verträgen als auch Alteigentümer Ackerland verbilligt erwerben. „Der Verkaufspreis erreicht im Durchschnitt etwa die Hälfte des Verkehrswertes in der Region“, berichtete BVVG-Sprecher Walter Priesnitz gestern bei der Vorlage der Bilanz.

Freie Investoren haben dagegen kaum eine Chance, in naher Zukunft BVVG-Land zu erwerben: „Die EALG-Berechtigten haben so lange gewartet, daß wir in den nächsten beiden Jahren erst einmal diese Anträge bearbeiten“, so Priesnitz. Fast 4.000 Bauern und ehemalige LPGs haben bereits ihr Kaufinteresse angemeldet. Doch in größerem Umfang werden die einst volkseigenen Agrarflächen erst um die Jahrtausendwende mit neuen Eigentumstiteln in den Grundbüchern auftauchen: Bis dahin erwartet die BVVG noch zahlreiche Prozesse und lange Korrespondenzen mit verschiedenen Ämtern. Ein Grund zu großer Eile besteht allerdings auch nicht, weil es für 87 Prozent der Flächen Pachtverträge mit zwölfjähriger Laufzeit gibt. Pro Hektar bekommt die BVVG dafür durchschnittlich 168 Mark im Jahr.

Auch bei den Wäldern haben sich schon über 4.000 Kaufinteressenten gemeldet. Rund 5.200 Mark konnte die BVVG bei den bisherigen Veräußerungen pro Hektar erzielen; auch hier gibt es günstige Preise für Alteigentümer und Ortsansässige. Ist der Grund hingegen als Bauland ausgewiesen, bekommt die BVVG wesentlich mehr in die Kasse, und die EALG- Berechtigten schauen in die Röhre. Annette Jensen

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