■ Kommentar: Sommerlacher
Die Polizei muß in Berlin nicht demonstrieren. Ihr Sprachorgan ist die B.Z., die stellvertretend für sie auf zentimetergroßen Balken dem Innensenator ihre Wehklagen ins Büro bringt. Die tief aus dem Sommerloch hervorgehobene Serie von Rührgeschichten begann am Dienstag mit der Meldung über die mangelhafte Ausstattung der Beamten: zuwenig Schußwesten, veraltete Ausrüstung. Am Donnerstag aber endete das Theater mit doppeldeutigen Erklärungen des Innensenators Schönbohm. „Ohne Kenntnisse der Details“ habe er dem Abbau von 2.000 Stellen bis zum Jahr 1999 im Polizeibereich zugestimmt.
Sollte der Innensenator, der sich nicht auf die Rolle des Polizeiverwalters beschränken lassen will, eingeknickt sein? Schönbohm kippelt am Rande des Sommerlochs entlang: Tief unten röhrt die Boulevardzeitung und schürt Ängste, am fernen Horizont blinkt sein Lieblingsprojekt, die Verwaltungsreform. Dabei dürfte auch Schönbohm klar sein, daß der Umbau des mit 31.000 Beschäftigten größten Polizeidienstes der Republik überfällig ist. Seit Jahren fordert etwa die Opposition die Reduzierung der 12-Stunden- auf die 8-Stunden-Schicht, die jährliche Einsparungen von rund 60 Millionen erbrächte. Solchen Anregungen scheint Schönbohm keineswegs abgeneigt zu sein. Gegen Kürzungen wird sich immer Widerstand regen – für die Polizei aber gelten besondere Maßstäbe: Betroffene anderer Bereiche gehen auf die Straße, die Polizei aber bleibt in ihren Amtsstuben hocken. Sie hat ja ihre B.Z. Severin Weiland
siehe Bericht Seite 26
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