: Wiederbelebung in Altona
Einkaufsmeile Große Bergstraße soll schöner werden: Private Investoren wollen Wohnungen, Läden und mehr Grün finanzieren ■ Von Heike Haarhoff
„Da muß Leben rein“: Die stadtplanerische Diagnose des Hamburger Architekten Dieter Becken für das schäbige Altonaer Einkaufszentrum in der Neuen Großen Bergstraße ist unwidersprochen. Doch dauerte es mehr als ein Vierteljahrhundert, bis jetzt – so scheint es – die rettende Geldspritze zur Sanierung der tristen Betonmeile gefunden wurde.
40 Millionen Mark wollen Becken und der Hamburger Investor Bruns in die Fußgängerzone stecken; die Pleite-Stadt zahlt keinen Pfennig dazu. Mit den investitionsbedingten architektonischen Nebenwirkungen – Abriß der Pavillons und Neubau von Läden, Büros sowie Sozialwohnungen – können alle Beteiligten offenbar ohne Bauchschmerzen leben.
Bereits Anfang 1997, verriet Dieter Becken gestern der taz, könne das Projekt starten. Die Pavillons zwischen Goetheplatz und Max-Brauer-Allee sollen dann abgerissen werden. Anschließend werde die Fußgängerzone begrünt und von derzeit 25 auf etwa 16 Meter verengt – durch eine vorgebaute, fünf- bis sechsgeschossige Häuserzeile. Ins Erdgeschoß, so Becken, sollen die Pavillon-Läden umsiedeln, im ersten Stock Gewerberäume für Arztpraxen u.ä. eingerichtet werden. „Und darüber planen wir vier Geschosse öffentlich geförderter Wohnungen“, nennt Becken den entscheidenden Faktor für eine Wiederbelebung der Einkaufsstraße nach Ladenschluß: 180 neue Sozialwohnungen.
Die Grundstücke wollen die Investoren der Stadt abkaufen: „Die Verhandlungen laufen schon“, so Becken. Die Stadtentwicklungsbehörde (Steb) ist begeistert: Der mit den Verhandlungen betraute Oberbaudirektor Egbert Kossak (SPD), der seit langem davon alpträumt, daß in der tristen Konsumschneise „spätestens im Jahr 2000 die Lichter ausgehen“ würden, habe „gute Arbeit geleistet“, heißt es intern. Denn der für Geheimdeals mit Investoren bekannte Oberbaudirektor soll diesmal zumindest den zuständigen Bezirk relativ früh eingeweiht haben: „Er hat uns über die groben Pläne schon vor einem halben Jahr informiert“, bestätigt Altonas Stadtplanungschef Curt Zimmermann.
Derzeit erstellt das Architekturbüro Markowicz im Auftrag der Steb eine Konzeption der Bauzeile, über die von den bezirklichen Gremien zu befinden sein wird. Aber „wenn da vernünftig geplant wird“, will selbst GAL-Fraktionschef Olaf Wuttke das Projekt ohne Widerborstigkeiten passieren lassen. Behörde wie Gewerbetreibende erhoffen sich eine Aufwertung der Einkaufsmeile und trotz der spürbaren Mercado-Konkurrenz im benachbarten Ottensen höhere Einnahmen sowie weniger Fluktuation unter den Laden-Mietern. Dazu beitragen soll auch die veränderte Verkehrsführung in der Jessenstraße: Die bisherige Einbahnstraße ist künftig in beide Richtungen befahrbar, damit alle Einkaufenden direkt bis vor den Laden fahren können. Mit Cafés und Ladenzeilen aufgewertet werden soll auch der Fußgängertunnel zum Altonaer Bahnhof.
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