: Kirchen-Kitas teurer?
■ Loch im Klingelbeutel wird zu groß / Synodenpräsidentin eifert der ÖTV nach
Die Nordelbische Evangelische Kirche (NEK) und die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) haben mehr gemein, als man auf den ersten Blick vermuten mag. Beiden laufen die Mitglieder weg, beide haben ihre Leistungen bisher auch Menschen zugute kommen lassen, die diesen Organisationen eher distanziert gegenüber standen. Doch was den Gewerkschaften recht ist, sollte nun auch für unsere TrittbrettfahrerInnen teuer werden, muß sich die Präsidentin des nordelbischen Kirchenparlaments, Elisabeth Lingner, gedacht haben.
Die Kirche müsse sich angesichts knapper werdender Finanzen überlegen, ob sie ihre Serviceleistungen wie etwa Kindergärten auch Nichtmitgliedern im bisherigen Umfang angedeihen lassen kann, gab die Synodenpräsidentin gestern, rechtzeitig vor den Haushaltsberatungen des Kirchenparlaments im Februar, zu bedenken. Sie wies darauf hin, daß beispielsweise in Hamburg 23 Prozent der Kosten für kirchliche Kindergärten von der Kirche getragen würden. „Wir nehmen Kinder aus Familien, die nicht unserer Kirche angehören, gerne auf“, sagte sie. Aber für diese Kinder müßten dann auch 23 Prozent mehr bezahlt werden. Gleiches sollte künftig auch für andere Serviceleistungen der Kirche gelten, erklärte die Präsidentin gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Anlaß für diese Überlegungen ist der Vorstoß des Hamburger ÖTV-Chefs Rolf Fritsch, bestimmte Vorteile aus Tarifverträgen sollten nur noch für Gewerkschaftsmitgliedern gelten (taz berichtete).
Die Nordelbische Kirche müsse 1995 weiter auf Sparkus bleiben, ermahnte auch der Steuerdezernent Wichard von Heyden die evangelisch-lutherischen Schäfchen in Hamburg und Schleswig-Holstein. Ein Grund für die erzwungene Sparsamkeit der Kirchen liegt nach seinen Angaben darin, daß der wirtschaftliche Aufschwung bisher kaum zu mehr Beschäftigung geführt hat. Davon aber ist die Kirche bei ihren Steuereinnahmen abhängig. Acht Prozent ihrer Lohn- und Einkommensteuer zahlen Kirchenmitglieder in Hamburg. is
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen