„Low Spirit“ klotzt mit 40.000 Watt

■ Lautstärkebegrenzung gibt es nicht – nur mehr als 15.000 Watt sollten es nicht sein

Bei politischen Demonstrationen sind es höchstens die Forderungen, die den Vogel abschießen – bei der Love Parade werden es die Wagen selbst sein, die mit ihren gigantischen Lautsprechersystemen die Vögel vom Himmel holen werden. Eine Lautstärkebegrenzung gibt es nicht, aber die Veranstalter wollen nicht, daß die Wagen mit mehr als 15.000 Watt auf den Parcours gehen.

Für Low Spirit, das Label von Westbam und Marusha, ist das zuwenig. Der Low-Spirit-Truck ist traditionell der lauteste Wagen der Love Parade. Bei einer halben Million Besuchern und 40 Wagen kommen mehr als 12.000 Raver auf ein Soundsystem. „Da muß man lautstärkemäßig schon was bieten“, meint Thorsten, verantwortlich für den Low-Spirit-Truck: Auf dem Tieflader werden 40.000 Watt stehen. Bei der Beschallung des Olympiastadions ist er mit weniger ausgekommen, sagt Thorsten. Sollte er die Anlage voll aufdrehen, kann er 132 Dezibel erreichen, „das ist das, was im Lehrbuch unter startendem Flugzeug steht“.

Große Dekorationen sind bei Low Spirit nicht zu erwarten, Lautstärke und Klang reichen dem Label aus. Auch DJs wird es keine geben, statt dessen werden mehrere Künstler des Labels ihre Computer und Synthesizer auf die Ladefläche stellen und live Musik machen. Alles in allem kostet es Low Spirit 20.000 Mark, den Tieflader, die Anlage und zwei Stromgeneratoren zu mieten, die Sicherheitsschürzen vor den Rädern anzubringen und die Security zu stellen.

„Bei der Auswahl der Wagen ging es uns um das Konzept: Wie sieht die Dekoration aus, und was wollen sie für Musik laufen lassen“, erläutert Enric Nitzsche, Pressesprecher von planet.com, dem Veranstalter der Love Parade. Da über hundert Bewerber Wagenkonzepte eingereicht haben, der Umzug aber nur vierzig Laster umfassen soll, habe man Kontakte zwischen Anmeldern mit ähnlichen Ideen hergestellt, so Nitzsche. „Grundsätzlich haben wir uns Mühe gegeben, daß die Auswahl nicht zu berlinlastig ist, die ganze Techno-Szene soll repräsentiert sein.“

Außerdem mußten die Sponsoren Reynolds und Langnese berücksichtigt werden, die eine halbe Million Mark an die Veranstalter zahlten, um die extra gestaltete Zigarettenschachtel und das jugendliche Eis unter die Zielgruppe zu bringen. Beide werden mit extra gestalteten Wagen dabei sein. Ihre Produkte verteilen dürfen sie allerdings nicht, des Müllkonzepts wegen. Um das Umweltschutzanliegen zu betonen, wird auch ein ökologisch korrektes Solarsoundsystem von Greenpeace mitfahren. Besonderen Wert legt Nitzsche auf das Sicherheitskonzept der Wagen. Damit niemand unter die Räder gerät, müssen Schürzen vor den Rädern angebracht werden. Zehn Aufpasser sichern jeden Wagen von allen Seiten.

Den Ehrgeiz, den lautesten Wagen zu stellen, haben die Partyveranstalter „Partysanen Berlin“ nicht. Hawks, der verantwortliche Partysane, setzt auf Originalität. „Wir konnten uns einen alten Spritzenwagen, Baujahr 55 leihen.“ Doch sieht das Gefährt nicht nur glamourös aus, im Feuerwehrwagen befindet sich auch ein 2.500 Liter großer Wassertank und auf dem Dach eine Spritze. Damit sollen drei Partysaninnen die Tanzwütigen beglücken.

Den Strom bezieht die Anlage aus einem Generator, der auf einem passenden Feuerwehranhänger hinterhergezogen wird. Für DJs reicht allerdings der Platz nicht: Deshalb haben sich die Partysanen für die Love Parade ein paar Cassetten mixen lassen. Tobias Rapp