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Der Traum von der billigen Energie

■ Exotische Bakterien sollen Wasserstofftechnik zum Durchbruch verhelfen

Mit Hilfe von Enzymen aus zwei exotischen Bakterien wollen US- Forscher Wasserstoff gewinnen, der vielfach als Energieträger der Zukunft gilt. Wie das britische Wissenschaftsjournal New Scientist berichtet, soll das am Oak Ridge National Laboratory im Bundesstaat Tennessee erdachte Verfahren im großen Maßstab billiger werden als die bisherige elektrolytische Wasserstoffgewinnung mittels Elektrizität.

Wasserstofflieferant ist Traubenzucker, und neben dem energiereichen Gas fällt Glukonsäure als Nebenprodukt an. Die Säure ist umweltverträglich – sie entsteht in jedem Lebewesen, das Traubenzucker verbrennt –, und sie ist zudem ein Ausgangsstoff für die chemische Industrie, läßt sich also auch noch weiterverkaufen. Zur Abspaltung der molekularen Wasserstoffs von dem Traubenzucker sind lediglich zwei Enzyme notwendig. Die gesamte chemische Reaktion kann dann bei Temperturen von etwa 60 Grad Celcius ablaufen.

„Bei dieser Temperatur läuft der Produktionsprozeß schneller, und es gibt kaum Probleme mit der Sterilisation, denn die meisten Mikroorganismen sind bei dieser Temperatur nicht lebensfähig“, meint Mike Danson, ein britischer Wissenschaftler der Universität Bath, der an der Enzymisolierung beteiligt war. Auch die meisten Enzyme sind bei 60 Grad bereits kaputt – nicht jedoch die von den Archaebakterien. Aus dieser Bakteriengruppe stammen die verwendeten Biokatalysatoren. Archaebakterien bevorzugen in der Regel extreme Lebensräume; glühende Kohlehalden gehören dazu ebenso wie 300 Grad heißes Wasser, das aus „schwarzen Rauchern“ am Meeresboden der Ozeane hervorschießt.

Jonathan Woodward aus Tennessee, von dem die ganze Idee stammt, denkt bereits weiter: Er will den eingesetzten Traubenzucker mit Hilfe eines weiteren Enzyms aus Zellulose gewinnen. Millionen Tonnen zellulosehaltiger Abfälle fallen jährlich allein bei der Papierproduktion an und belasten die Umwelt. fwt

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