■ Vorschlag: Stax Sound pur – Isaac Hayes (Stimmungskanone) im Tempodrom
Er ist immer noch da: Mr. Blaxploitation, Mr. Discoman, Herr Juicy Fruit, kurz: Isaac Hayes, die Inkarnation des sexy Disco-Lovesongs, der diese unvergleichliche Mischung aus anzüglicher Direktheit und weichgezeichneter Erfüllung transportiert. In den Siebzigern hatte er neben Barry White und James Brown ziemlich unzweideutig die „Sweet Sticky Thing“ (Ohio Players)-Nächte besungen: „Music to Make Love to“. Davon zehren auch die neuen Mr. Lovermänner wie Shabba oder L.L. Cool J. Aus dem Samplepool Hayes bedient man sich gern. Er selbst hat sich aus der hüftschwingenden, leichtbekleideten Disco-Glamourwelt in Jazzigeres zurückgezogen, nicht ohne seinem Beinamen „Black Moses“ durch etliche Gospelanklänge Gehalt zu geben. Letztes Jahr hatte er zum doppelten Überraschungscoup ausgeholt und zeitgleich zwei Alben auf den Markt gebracht. „Branded“ – ein Know-it-love-it-Album – und „Raw and Refined“, was Instrumentales: Hayes am Saxophon, Keyboard-Wolken und funky Lines. Alles, was sich seit den Sechzigern in seiner Schublade angestaut hat, hatte er in diesen vollkommenen Easy-listening-Ausflug gelegt. Auf dem klasse R.-Kelly-lookalike-Cover finden sich Teile seines kahlen Schädels mit hübschen Details, wie etwa dem linken oberen Rand seiner Sonnenbrille.
Isaac Hayes ist Stax Sound pur. Streicher legen sich über harte Funk-Bässe, und Hayes rappt mit seiner tiefen Womanzier-Stimme dazwischen. Nicht nur seine Musik hat generationenlang Black Music bestimmt, sondern auch sein Outfit: Stiefel, Felle, Kettenhemden, Schlapphüte. Und seine Mitwirkung in allen möglichen angesagten Filmen und Serien (“A-Team“, „Hunter“, „Miami Vice“, „Jonny Mnemonic“) machte Isaac Hayes zum hippsten Interpreten cooler Unterhaltungskunst. Annette Weber
Heute, 20 Uhr, Tempodrom, In den Zelten
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